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Mai 5, 2011 / der Red.

Terroristen unter sich

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat dem griechischen Premierminister Georgios Papandreou mit einem Anti-Raucher-Preis geehrt. Damit, so hieß es, wolle man den „politischen Mut“ des Geehrten belohnen. Rauchverbot-Bayern-Blog legt der WHO hiermit dringend ans Herz, diesen Preis posthum nun aber auch Osama bin Laden zu verleihen. Aus Perspektive der WHO war er vorbildlich auf den Schutz der Nichtraucher unter seinen Familienmitgliedern und Nichtrauchern bedacht: Auf dem Gelände seines Hauses in Abbotabad, Pakistan, war das Rauchen – sicherlich als eine von ganz wenigen Orten in Pakistan – nämlich strikt verboten.

Zwei seiner Angestellten rauchten trotzdem, aber eben nur, wenn sie außerhalb dieses Geländes waren. In Pakistan kann man Zigaretten auch einzeln kaufen, und das taten sie nach Angaben von Ladeninhabern aus der näheren Umgebung auch, wenn sie einkaufen gingen. Es klingt recht vertraut, wenn man liest, daß die beiden Männer als sympathisch, großzügig und gesprächsfreudig geschildert werden – Antiraucher sind genau wegen des Fehlers solcher Charaktereigenschaften in der Regel keine besonders lukrative Kundschaft für die Gastronomie.

Nach Meinung islamischer Fundamentalisten ist Rauchen „haram“, also aus religiösen Gründen nicht erlaubt.  Die Taliban etwa haben einen Verhaltenskodex, der Rauchen verbietet, was schon ein bisschen kurios ist, denn denselben Taliban wird nachgesagt, am Zigarettenschmuggel gar nicht schlecht zu verdienen (der Urheber der verlinkten Website ist allerdings mit Vorsicht zu genießen – finanziert wird die Sache von der Bloomberg Foundation). Ob weitere Übereinstimmungen des Taliban-Verhaltenskodex zur Regierungspolitik der meisten Industrieländer sowie den Wahlprogrammen der Grünen in diversen deutschen Bundesländern bestehen, wurde aus Zeitmangel nicht überprüft, ist aber nicht auszuschließen.

Rauchverbot-Bayern-Blog entschuldigt sich für die lange Funkstille! Ich bin immer noch aus beruflichen Gründen (nahezu) unabkömmlich, und es ist so viel passiert in der Zwischenzeit, daß ich gar nicht weiß, wo ich mit dem Berichten anfangen soll. Aber die Sache mit Bin Laden und dem Rauchen war einfach zu gut, um ihr nicht einen Blogartikel zu widmen. Wenigstens einen kurzen.  😉

Februar 17, 2011 / der Red.

Gute Nachrichten, schlechte Nachrichten

Die schlechte Nachricht Nr. 1 lautet: Es ist schon eine ganz schöne Weile her, dass ich einen neuen Blogartikel geschrieben habe – deshalb ist dieser Artikel auch nicht einem einzelnen Thema gewidmet, sondern enthält eine Art von „Kurznachrichten“. In nächster Zeit, fürchte ich, wird es mit der Zeit, die ich für das Blog erübrigen kann, auch nicht nennenswert besser werden. Die zugehörige gute Nachricht lautet aber, daß ihr nicht befürchten müßt, daß ich die Lust verloren habe, dieses Blog weiterzuführen. Es kann nur zwischen zwei Blogartikeln ein bißchen dauern. Die Brötchen wollen verdient sein, und im Moment gehen sie einfach vor!

Die schlechte Nachricht Nr. 2 lautet, daß in Spanien der von manchen erhoffte Aufstand der Raucher meinem Eindruck nach wohl nicht mehr kommen wird. Es gab einen aufsehenerregenden Fall eines Wirts, der sich glattweg weigerte, das Rauchverbot in seinem Lokal umzusetzen. Bei dieser Gelegenheit demonstrierte Spanien, daß es die Empfehlungen der WHO und der EU in vollem Umfang umzusetzen bereit ist. Spanien setzt mit seiner harten Vorgehensweise um, was WHO und EU empfohlen haben:

Sobald die aktive Durchsetzung beginnt, wird in vielen
Staaten empfohlen, eine Aufsehen erregende Strafverfolgung
zu betreiben, um die abschreckende Wirkung zu verstärken.
Wenn festgestellt wird, dass sich bedeutende
Personen bewusst über das Gesetz hinweggesetzt haben
und diese in der Gesellschaft bekannt sind, können die
Behörden ihre Entschlossenheit und die Ernsthaftigkeit des
Gesetzes unter Beweis stellen, indem sie mit rigorosen und
zügigen Maßnahmen reagieren und dabei die größtmögliche
öffentliche Aufmerksamkeit erregen. Dies wird zu einer verstärkten
freiwilligen Einhaltung des Gesetzes führen und die
für die Überwachung und die Durchsetzung benötigten Mittel
verringern.

Das Lokal wurde nämlich geschlossen und sein Inhaber zu einer Geldbuße in Höhe von 145.000 Euro verurteilt. Eine Wiedereröffnung wurde ihm in Aussicht gestellt, sobald er das Rauchen im Lokal zu verbieten bereit ist. Die Geldbuße bliebe allerdings bestehen. Der Wirt geht nun vor Gericht, wo er – vermute ich – scheitern wird. Das mit der öffentlichen Aufmerksamkeit scheint funktioniert zu haben – es scheint nicht mehr viel offenen Widerstand in Spanien zu geben. Die Wirte klagen über hohe Umsatzeinbußen, aber niemanden interessiert’s. Der Eifer der spanischen Gesundheitsministerin im Kampf um ihre gute Sache hingegen ist verblüffend. Jüngst wurde einem Theater eine Geldbuße angedroht, weil es bei einer Aufführung des Musicals Hair eine Szene, in der ein Joint geraucht werden sollte, mit einer tabakfreien Kräuterzigarette auf der sicheren Seite zu sein glaubte – in fast allen europäischen Ländern wäre das auch so gewesen, sogar in Großbritannien. Für so viel heiligen Eifer sollte man sie wohl für das von der EU noch zu schaffende Antiraucherkreuz am Bande vorschlagen.

Eine dazugehörige gute Nachricht scheint sich aus Griechenland herauszukristallisieren. Denn dort scheint sich die Gastronomie bislang nicht einschüchtern zu lassen, obwohl auch dort die Denunzianten-Hotlines heißlaufen. Berichte von Griechenland-Besuchern sind willkommen! Die Medien berichten im Moment kaum etwas.

Daß das Rauchverbot in Großbritannien und Irland weiterhin – jedenfalls für den außenstehenden Betrachter – unverrückbar dasteht wie vor kurzem noch in Ägypten das Mubarak-Regime, ist  schlechte Nachricht Nummer 3. Daß das noch lange nicht bedeuten muß, daß es auch akzeptiert ist, zeigt die Tatsache, daß das Ash Hotel – trotz des Namens ein Pub – in Heaton Norris am Tag vor seiner endgültigen Schließung bei der Abschiedsfeier das Rauchverbot kurzerhand aufhob und für einen Abend plötzlich alles wieder war wie in alten Zeiten. Und das ist ebenso eine gute Nachricht wie das Rauchermanifest, das in Irland, wo ja Ende Februar gewählt wird, veröffentlicht wurde. „Genug ist genug – Raucher sind auch Wähler“ lautet die warnende Überschrift. Damit wird keineswegs die aktuelle Regierungskoalition (Fianna Fail und Green Party)  angesprochen, denn mit denen bekommt man es nach der Wahl ganz bestimmt nicht wieder zu tun. Die wenig erfreulichen Erfahrungen nach dem Regierungswechsel in Großbritannien zeigen deutlich, daß Raucher gar nicht laut genug auf sich aufmerksam machen können.

Sogar aus den USA gibt es keineswegs nur schlechte Nachrichten, wie etwa das von dem Rauchverbot, das in New York in Parks und an Stränden beschlossen wurde, oder der schlechten Nachricht Nr. 4, daß immer mehr US-Betriebe sich weigern, Raucher einzustellen, und manche sogar so weit gehen, rauchende Mitarbeiter vor die Wahl: Rauchstopp oder Kündigung zu stellen. Inzwischen wurde von Dr. Michael Siegel darüber hinaus der erste Fall dokumentiert, in dem auch Passivraucher grundsätzlich nicht eingestellt werden. Die Antiraucherbewegung beginnt, ihre Kinder zu fressen!

Es handelt sich dabei, wohlgemerkt, nicht etwa um bloße Rauchverbote während der Arbeitszeit. Über Urintests wird auch kontrolliert, ob die Betroffenen in ihrer Freizeit rauchen. Tun sie das, ist das ein Kündigungsgrund. Näher betrachtet, handelt es sich dabei freilich nicht um normale Durchschnittsbetriebe, sondern fast ausschließlich solche aus dem Gesundheitsbereich, darunter viele Krankenhäuser.

Es ist wieder Dr. Michael Siegels Verdienst, herausgefunden zu haben, mit welch atemberaubender Heuchelei dabei darüber hinaus noch vorgegangen wird. Denn diese Einstellungsverweigerung gilt offenbar nicht für rauchende Ärzte. Aber das wäre als gute Nachricht natürlich noch nicht ausreichend. Die gute Nachricht in diesem Zusammenhang lautet, daß solche Einstellungspraktiken in dreißig US-Bundesstaaten gesetzlich verboten sind – dort sind Antidiskriminierungsregelungen in Kraft, die auch für Raucher gelten.

Rauchverbote, die einmal eingeführt wurden, sind in den Vereinigten Staaten neuerdings außerdem nicht mehr, wie es seither schien, zwangsläufig auf Dauer bestehen bleiben – das gilt für Rauchverbote in einzelnen Städten, auf County- und sogar auf Bundesstaatenebene. (Beschwere sich noch einer über unseren angeblichen Flickenteppich der Regelungen in Deutschland – in den USA ist das noch weitaus komplizierter, vergleichbar in etwa mit der Situation, wenn bei uns jede Stadt und jeder Landkreis ihre eigenen Rauchverbote einführen könnten.) In Springfield (Kentucky) hat sich eine Initiative gegen das dortige Rauchverbot gebildet, die einen Bürgerentscheid herbeiführen will. Das hört sich für diejenigen, die sich an den Volksentscheid in Bayern erinnern, nach einer vergleichsweise risikolosen Sache an – aber in Campbell County, ebenfalls Kentucky, wurde das Rauchverbot tatsächlich gekippt, nachdem dieses Versprechen im Wahlkampf gemacht worden war. In Teton County (Wyoming) entschied ein Gericht, daß das Rauchverbot die Verfassung des Bundesstaats verletze, und hob es auf. Und im Bundesstaat Minnesota wird ein Vorstoß für ein Rauchverbot mit Ausnahmeregelungen unternommen.

Machen wir uns nichts vor: Noch überwiegen die schlechten Nachrichten aus den USA die guten bei weitem – für echten Optimismus ist es noch zu früh. Neu ist aber für mich als mehrjährigen Beobachter der Entwicklung, daß es innerhalb weniger Tage so viele Meldungen über Rauchverbotsänderungen in die richtige Richtung gibt wie zuvor vielleicht in einem Zeitraum von zwei, drei Jahren, und das in drei verschiedenen Bundesstaaten. Ich werde die Sache weiter im Auge behalten.

Eine weitere gute Nachricht gibt es aus Berlin: Die dortige Volksinitiative für ein totales Rauchverbot hat zwar seit Mitte Januar alle vorhandenen Kräfte mobilisiert und sogar einen Stimmensammel-Workshop abgehalten, um ihr Ziel, innerhalb von sechs Monaten die erforderlichen 20.000 Stimmen zusammenzubringen, doch noch zu erreichen. Einen Monat später zeichnet sich aber ab, daß sie kaum noch Chancen hat, ihr Ziel zu schaffen. Heute, knappe fünf Monate nach Beginn, hat die Volksinitiative immer noch erst 13.000 Stimmen, davon sind 3.000 im Lauf der letzten vier Wochen  gesammelt worden. Dass sie die restlichen 7.000 innerhalb von nur fünf Wochen zusammenbekommen, wie sie es vollmundig angekündigt haben, das erscheint doch eher unrealistisch.

Theoretisch können die Berliner Antis weitersammeln, so lange sie wollen – das ist die schlechte Nachricht -, nur müssen sie dann alle Stimmen, die älter als sechs Monate sind, verfallen lassen. Aber 3.400 Stimmen pro Monat müssten es auch dann im Durchschnitt schon werden – ein bißchen Spielraum für ungültige Unterschriften sollte einkalkuliert werden. Diese Zahl aber haben sie aber auch in den letzten vier Wochen nicht geschafft, und man darf getrost davon ausgehen, daß sie da schon alles gegeben haben. Und das wiederum ist eine gute Nachricht.

Und in Bayern? Hier lautet die schlechte Nachricht im Moment, daß das Rauchverbot immer noch besteht. Und die gute Nachricht, daß die Leute gar nicht daran denken, sich damit abzufinden. Vor zehn Tagen fand eine ausgesprochen gut besuchte Demonstration in Augsburg gegen das Rauchverbot statt, und in München ist die nächste Demo am 14.3. geplant. Daneben hat sich mit „Bürger für Freiheit und Toleranz“ (BFT) e.V. endliche eine Interessenvertretung für bürgerliche Freiheitsrechte gebildet, bei der nicht nur jeder mitmachen kann, sondern wo das Rauchverbot auch mit zu den vertretenen Kernthemen zählt. Wer sich jetzt rasch anmeldet, kann später einmal damit angeben, fast noch zu den Mitgliedern  der ersten Stunde gezählt zu haben!

Eine schlechte Nachricht ist es außerdem, daß mit angedrohten Sperrzeitverlängerungen, Spielautomatenverboten in Kneipen und Null-Promille-Grenze für Autofahrer man langsam den Eindruck bekommt, dahinter könne eigentlich nur ein Masterplan zur Vernichtung der Gastronomie stecken. Die gute Nachricht freilich besteht darin, daß jede dieser drei angedrohten Maßnahmen nun auch Menschen aufhorchen läßt, die dem Rauchverbot noch freudig applaudiert haben. Daß sie im selben Boot sitzen wie wir, das kann man ihnen so viel leichter klarmachen.

 

Februar 5, 2011 / der Red.

Kein Herzinfarktwunder in Bayern – und auch nicht anderswo!

Die Glaubwürdigkeit der Techniker-Krankenkasse hat in letzter Zeit etwas gelitten.

Diese Tatsache muß betont werden, so lange die Techniker-Krankenkasse im Falle Bayerns es noch öffentlich zugibt, daß „keine fundierten wissenschaftlichen Erkenntnisse“ vorliegen, und so lange sich deshalb noch darauf beschränkt, sich in den Daten einzelner Landkreise auf die Suche nach Wundern zu begeben, zum Beispiel Schwandorf oder Oberpfalz. Da sie die Quelle ihrer Daten nicht nennt, ist es in diesem Fall auch besonders schwierig, ihr zu widersprechen – aber warum sollte sich das bayerische Wunder denn ausgerechnet auf Schwandorf und Oberpfalz beschränken, so es denn stattgefunden hat?

„Dennoch gibt es Studienergebnisse aus anderen Ländern, dass Rauchverbote kurz- und mittelfristig Herzinfarkte verhindern“, behauptet die TK weiter. Das läßt vermuten, daß sie auch die Daten, die aus Bayern vorliegen, angestrengt durchrechnet auf der Suche nach dem Wunder, das sie anderswo, nämlich in Niedersachsen und Baden-Württemberg, bereits gefunden zu haben behauptet. Die Wahrheit lautet allerdings: In keinem dieser Bundesländer gab es ein solches Wunder. Die Datenlage ist in allen Fällen, die Rauchverbot-Bayern-Blog gesichtet hat, so eindeutig, daß eine im guten Glauben geschehene Fehldeutung der TK völlig ausgeschlossen ist. Es erfordert im Gegenteil geradezu kriminelle Energie, um in einer Fülle ziemlich eindeutiger Daten so lange zu suchen, bis man welche herausfiltern kann, die dazu tauglich sind, ein Herzinfarktwunder zu „beweisen“.

Diese Daten sind online für jedermann zugänglich und können mit ziemlich geringem Rechercheaufwand gefunden und ausgewertet werden. Rauchverbot-Bayern-Blog hat das für Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen gemacht und präsentiert hier die nach diesen Daten erstellten Grafiken – diejenige für Niedersachsen mittels eines Links auf die BFT-Seite, denn diese Grafik hatte ich bereits vor einiger Zeit BFT zur Verfügung gestellt.

Es sei an dieser Stelle außerdem noch einmal wiederholt: Es gab in keinem einzigen Land der Welt einen Rückgang der Herzinfarkte, der auf die Einführung eines Rauchverbots zurückzuführen ist. Nirgends. Sämtliche Studien dieser Art haben sich bei näherem Hinschauen als meist sogar erstaunlich plumpe Falschmeldungen herausgestellt, die mühelos anhand vorhandener Gesundheitsdaten der betreffenden Länder auf eine einfache und plausbile Weise zu widerlegen waren. Inzwischen gibt es solche Falschmeldungen aber aus etlichen Ländern Europas und Amerikas, und immer wieder kommen neue hinzu. Die Frage liegt also nahe, ob ein Zusammenhang zwischen den erstaunlichen, da eindeutig sachlich unzutreffenden Behauptungen der Techniker-Krankenkasse in Deutschland und diesen anderen Falschmeldungen besteht, die von den Medien fast immer als vermeintliche Wahrheit verbreitet werden.

Die absolute Zahl der Herzinfarkt-Todesfälle pro Jahr und Bundesland, mit der die Techniker-Krankenkasse neuerdings in mehreren Fällen hausieren gegangen ist, sagt in Wirklichkeit herzlich wenig aus, denn sie ist beeinflußt von Zu- und Abwanderungen und bietet kein realistisches Bild der gesundheitlichen Entwicklung. Das kann ich am Beispiel des baden-württembergischen „Herzinfarktwunders“ beweisen. Dieses spezielle baden-württembergische Wunder nämlich, das von der TK bereits im Dezember 2010 verkündet wurde, sollte bei Männern eigentlich ein eher mulmiges als beruhigendes Gefühl auslösen – denn im Ländle war der bejubelte Rückgang bei den Herzinfarkten nur bei Frauen zu verzeichnen. Bei Männern nahm die Zahl der Todesfälle nach der Einführung des Rauchverbots dagegen zu:

Herzinfarkttote 2007 – 2008– 2009

Männer                 3616 – 3634 – 3674

Frauen                  3113 – 3043 – 2904

Entwarnung aber an dieser Stelle an die Männer in Baden-Württemberg: Dies gilt nämlich nur bei Betrachtung der absoluten Zahlen.  Die Entwicklung der Todesfälle je 100.000 Männer blieb auch nach 2007 rückläufig – wie schon seit vielen, vielen Jahren und aus genau denselben Gründen wie vor dem Rauchverbot: Raschere Diagnosen, kombiniert mit weiterentwickelten Behandlungsmethoden bedeuten mehr Patienten, die gerettet werden können. Im Vergleich der Todesfälle zwischen 2005 und 2009 fällt aber auf, daß dieser Rückgang nach Einführung des Rauchverbots sich keineswegs weiter beschleunigt, sondern eher verlangsamt zu haben scheint: 2005 (61)  2006 (57,84 = minus 3,16) 2007 (53,82 = minus 4,02) 2008 (52,18 = minus 2,64) 2009 (50,29 =minus 1,89) Siehe hier: Herzinfarktwunder Baden-Württemberg

Einen Einfluß des Rauchverbots auf diese Entwicklung zu vermuten, egal ob positiv oder negativ, ist natürlich totaler Quatsch. Um offen zu sein, bin ich schockiert darüber, daß ausgerechnet eine Krankenkasse – noch dazu diejenige mit dem bundesweit besten Ruf – sich dafür hergegeben hat, im Auftrag von wem auch immer einen solchen in Wirklichkeit nicht existierenden Zusammenhang an den Haaren herbeizuziehen.

Wären die absoluten Zahlen maßgeblich, müßte sich zudem eine ganze Reihe von Bundesländern, in denen ebenfalls ungefähr zur selben Zeit das Rauchverbot eingeführt wurde, über negative Auswirkungen dieser Maßnahme auf die Gesundheit ihrer Bewohner Gedanken machen. In folgenden Bundesländern gab es 2008 nämlich ebenfalls einen Anstieg bei den absoluten Herzinfarktzahlen:

  • Brandenburg (Männer und Frauen)
  • Hamburg (Männer und Frauen)
  • Hessen  (Männer)
  • Niedersachsen (Männer und Frauen)
  • Nordrhein-Westfalen (Männer)
  • Schleswig-Holstein (Männer und Frauen)

Aber auch aus den statistischen Daten zu den Herzinfarkt-Todesfällen je 100.000 Einwohner erfährt man nur einen Teil der Wahrheit. Denn längst nicht jeder Herzinfarkt endet ja tödlich. Die Zahl der Erkrankungsfälle liegt deshalb sehr viel höher als die der Todesfälle. Auch diese Daten werden statistisch erfaßt – einziger Schönheitsfehler: Bislang sind sie nur bis zum Jahr 2008 abrufbar, während die Todesfälle bereits für das Jahr 2009 verzeichnet sind. Trotzdem läßt sich diesen Daten schon etwas entnehmen, denn bis zum 1. Januar 2008 war in den meisten Bundesländern* das Rauchverbot in Kraft getreten und hätte seine segensreiche Wirkung entfalten können, so es sie denn gäbe.

*Ausnahmen: Rheinland-Pfalz,  Saarland, Sachsen: Februar 2008. Nordrhein-Westfalen: 1.1.2008, aber Übergangsfrist bis 1.7.2008. Thüringen: 1.7.2008

In Niedersachsen nahm aber genau diese Zahl, also die Zahl der Herzinfarkt-Diagnosen in den Krankenhäusern – wieder je 100.000 Einwohner betrachtet – nach dem Rauchverbot nicht ab, sondern zu. Das sollte der dortigen Gesundheitsministerin, Frau Özkan, die sich öffentlich über die heilsame Wirkung von Rauchverboten verbreitet hat, sehr zu denken geben. Sie hat in Wirklichkeit überhaupt keinen Grund, sich über die Wirkungen des Rauchverbots zu freuen, sollte das Rauchverbot tatsächlich irgendeinen Einfluß auf die Zahl der Herzinfarkte gehabt haben!

Und wie verlief die Entwicklung nun in Bayern? Betrachtet je 100.000 Einwohner habe ich eigentlich nur gute Nachrichten: Sowohl die Zahl der Erkrankungen als auch die der Todesfälle ist bei Männern wie Frauen seit Jahren rückläufig. Bei den Erkrankungen gab es im Jahr 2004 einen auffallenden Anstieg – möglicherweise verursacht durch veränderte Krankheitsdefinitionen, denn diesen Anstieg verzeichneten auch Baden-Württemberg und Niedersachsen. Aber seit 2005 nimmt die Zahl der Erkrankungen wie der Todesfälle regelmäßig weiter ab:

In Bayern sterben immer weniger Menschen am Herzinfarkt - und der Rückgang setzte schon lange vor dem Rauchverbot ein.

Die Zahlen der Herzinfarkttodesfälle (Männer und Frauen zusammengenommen):

2000 (69,38) – 2001 (67,79 = minus 1,59) – 2002 (68,23 = plus 0,44*) – 2003 (67,97 = minus 0,26*) – 2004 (66,94 = minus 1,03) – 2005 (62,86 = minus 4,08) – 2006 (62,6 = minus 0,26*) – 2007 (58,42 = minus 4,18) – 2008 (54,65 = minus 3,77) – 2009 (51,78 = minus 2,88).

* Rückgang bei den Männern, aber Anstieg bei den Frauen.

Die beiden stärksten Rückgänge erfolgten in den Jahren 2005  und 2007 – also vor dem Rauchverbot.

Liebe Leser, das war jetzt schwer verdauliche Lektüre. Sicherlich bin ich nicht die einzige, der es eigentlich keinen besonderen Spaß macht, sich durch Zahlen und Daten zu quälen. Aber in diesem Fall war es notwendig. Denn solche faustdicken Lügenmärchen beweisen, daß die angebliche Besorgtheit um die Gesundheit der Menschen auch erstunken und erlogen ist – denn wie sollte man auf diese Weise ein Mittel finden, um Krankheiten vorzubeugen? Diese Lügen werden nur aus einem einzigen Grund verbreitet: weil ihre Urheber fest daran glauben, daß das, was sie behaupten, ohnehin von niemandem überprüft werden wird. Sie vertrauen darauf, daß alle Zeitungen und das Fernsehen ihre erlogenen Zahlen als wahr weiterverbreiten und viele Leute deshalb keinen Grund sehen werden, ihnen nicht zu vertrauen.

Genau deshalb dürfen wir sie mit diesen Lügen auch keinesfalls davonkommen lassen. Denn diese Lügen werden ja auch nicht einfach zum Spaß verbreitet, sondern sie sollen den Boden bereiten für ein totales Rauchverbot – nicht nur in Bayern, sondern in ganz Deutschland. Und auch nicht nur in Kneipen, sondern mittelfristig möglichst überall, auch im Freien. New York hat es mit seinem Beschluß, das Rauchen in Parks und an Stränden zu verbieten, gerade vorgemacht, wie es auch bei uns in wenigen Jahren weitergehen wird. Niemand macht sich dort mehr die Mühe, die Behauptung, es gehe auch dabei selbstverständlich nur um die Gesundheit der Nichtraucher, noch irgendwie logisch zu begründen. Das ist dort nicht mehr nötig – denn wenn Raucher sich, weil das Rauchen drinnen überall verboten ist, beim Rauchen ohnehin schon jetzt fast immer automatisch von Nichtrauchern absondern, fehlt den Nichtrauchern die früher selbstverständliche Erfahrung, daß sie nicht tot umfallen, wenn in ihrer Nähe jemand eine Zigarette anzündet. Deshalb kann man ihnen auch weismachen, daß ihre Gesundheit es erfordere, daß Raucher sich auch im Freien von ihnen fernhalten. Sie wissen es ja nicht mehr besser.

Die Lügen, die Tricks und die Verdrehungen, mit denen auch hierzulande gearbeitet wird, um Rauchverbote durchzusetzen, müssen deshalb unbedingt und so schnell wie möglich an die Öffentlichkeit. Bislang stehen die Beweise dafür, daß die Herzinfarktwunder allesamt erstunken und erlogen sind, einzig und alleine in diesem Blog – aber das darf nicht auf Dauer so bleiben. Die Politik darf sich nicht länger hinter gefälschten Zahlen verstecken dürfen. Die Wissenschaft – der Teil der Wissenschaftler jedenfalls, der auch heute noch ernsthaft auf der Suche nach Erkenntnis und Wahrheit ist -, darf nicht länger dazu schweigen, wenn in ihrem Namen haarsträubender und unwissenschaftlicher Unsinn verbreitet wird, um Gesetze zu begründen. Die Medien müssen sich ihrer Verantwortung endlich stellen, die Öffentlichkeit darüber zu informieren, wenn mit ihrer Gutgläubigkeit so offensichtlich Schindluder getrieben wird. Niemand, der eigentlich selbst Rauchverbote ganz okay findet, aber diese Lügen bemerkt hat, sollte sich selbst einreden, daß man diesen guten Zweck doch nicht sabotieren dürfe.

Der Zweck heiligt nämlich niemals die Mittel.  Im Gegenteil. Die falschen Mittel können einen ursprünglich guten Zweck schleichend in einen schlechten verwandeln. Der gute Zweck, Nichtraucher zu schützen – ganz egal, ob vor Belästigung oder vor Krankheit – endet an der Stelle, an der einem der gesunde Menschenverstand sagen müßte, daß über diesen Punkt hinaus weiterer Schutz nicht nötig ist, weil jeder Nichtraucher, der Rauch vermeiden möchte, sich eigentlich selbst helfen könnte. Im Freien zum Beispiel kann jeder Nichtraucher sich aber problemlos selbst schützen – er muß einfach nur einen Schritt zur Seite gehen. Aber es ist außerdem auch nicht nötig, daß jedes einzelne existierende Lokal jedem Nichtraucher die von ihm gewünschten Idealbedingungen zur Verfügung stellt – er kann sich selbst schützen, indem er ein Raucherlokal nicht betritt, sondern sich eines aussucht, in dem nicht geraucht wird.

Der Zweck, daß in keinem Lokal mehr geraucht werden dürfe, ist schon aus sich selbst heraus kein guter Zweck mehr – denn als Schutz ist das auf keinen Fall notwendig. Aber wer diesen Zweck auch noch mittels Betrug und Fälschung herbeizuzwingen versucht, auf dessen gute Absichten sollte niemand mehr vertrauen. Er hat schon mit der Wahl seiner Mittel bewiesen, daß man ihm nicht vertrauen kann.

Januar 27, 2011 / der Red.

Wütende Wirte und geladene Gäste

Die Kneipen werden zu Grabe getragen.

Erst einmal eine Entschuldigung an alle Leser, die ich auf diesen Artikel habe warten lassen – die zahlreichen Suchanfragen mit einschlägigen Stichwörtern sind mir nicht entgangen:  Früher ging’s bei mir aber leider nicht mit dem Blogartikel.

Eine zweite Entschuldigung geht an die Süddeutsche Zeitung. Die „wütenden Wirte“ aus der Überschrift sind schamlos aus deren Artikel-Überschrift abgekupfert. Dafür stammen die „geladenen Gäste“ aber auch im Original von mir. 😉

Beide zusammen, Wirte und Gäste, protestierten am Montagabend in München gegen das Rauchverbot. 300 Demonstranten waren es, die bei Minusgraden im Schneegestöber die gesperrte Leopoldstraße entlangmarschierten, trommelnd, pfeifend, skandierend – die Lautstärke jedenfalls ließ nichts zu wünschen übrig (das Video vermittelt einen Eindruck davon), und so war der Demonstration die Aufmerksamkeit von Anwohnern und Passanten sicher.

Ohne Umschweife: Nach meinem Geschmack hätten es von beiden Sorten, Wirten wie Gästen, gerne noch ein paar mehr sein dürfen. Nicht zuletzt sollte es so manchem daheimgebliebenen Wirt aus München vielleicht im nachhinein doch ein bißchen peinlich sein, daß Kollegen aus Augsburg und aus Nürnberg an diesem Tag der Weg nach München nicht zu weit gewesen ist, während viele vom Rauchverbot hart getroffene Gastronomen aus München sich dagegen nicht zu einer Teilnahme aufraffen konnten, um für ihre ureigensten Interessen einzutreten.

Vaclav und Silke Cerveny kämpfen auch um die Zukunft ihres eigenen Lokals.

Aber das nächste Mal können die Wirte aus München das natürlich wiedergutmachen! Der Veranstalter, Vaclav Wenzel Cerveny, der mit Unterstützung der Bayernpartei die Münchner Demo auf die Beine gestellt hatte, kündigte schon während der Veranstaltung den Termin für die nächste Demonstration in München an, nämlich am 14. März. Schon vorher, am 7. Februar, wird in Augsburg protestiert, im Lauf des Monats März sollen weitere Kundgebungen in Würzburg und Bamberg folgen. Noch zögere ich, das als Flächenbrand zu bezeichnen – aber es könnte sich durchaus noch einer daraus entwickeln.

Denn inzwischen wird immer deutlicher, wie recht diejenigen doch hatten, die schon vor dem Volksentscheid über das totale Rauchverbot davor warnten, daß es um sehr viel mehr geht als nur darum, als Raucher eben fünf Minuten vor die Tür zu gehen. Denn dort vor der Tür wollen sie uns ja auch nicht haben! Aus immer mehr Städten melden sich, seit es das Rauchverbot gibt, Lokalpolitiker mit immer nachdrücklichen Forderungen nach einer Sperrzeitverlängerung. Das gab es zwar schon früher auch schon dann und wann, aber so laut wie seit dem 1. August 2010 sind die Stimmen vorher nicht gewesen. Es verdichten sich die Anzeichen dafür, daß die Wirte in ganz Bayern Grund haben, sich wegen dieser Stimmen Sorgen zu machen – auch wenn die Forderung der Passauer ÖDP für sich alleine genommen ganz bestimmt noch nicht ausreichen würde. Eine Bürgerinitiative hat sich nun in Passau zusammengeschlossen gegen die immer lauteren Forderungen nach einer Art „Schlafmützenstaat Bayern“, in dem möglichst früh am Abend die Bürgersteige hochgeklappt werden sollen, weil das angeblich notwendig sei, um den Bewohnern der Innenstädte die Nachtruhe zu schützen.

Die Folgen des Rauchverbots treffen nicht alle Arten von Gaststätten gleichmäßig. Am schlimmsten in ihrer Existenz bedroht sind ausgesprochene „Nachbarschaftskneipen“, die vor allem von Stammkunden leben. Doch entgegen anderslautenden Gerüchten kommen auch Restaurants nicht zwangsläufig ungeschoren davon – allgemein ist eine Tendenz zu früherer Schließung auch bei solchen Lokalen zu beobachten und auch zu Verschiebungen bei der Art des Umsatzes: Weniger Getränke, mehr Speisen. Je wichtiger der Getränkeumsatz vor dem Rauchverbot gewesen ist, desto eher schmälert das den Gewinn.  Der Inhaber eines Wirtshauses berichtete vor kurzem ziemlich ernüchtert in einem Zeitungsbericht, daß sich bei ihm in der Tat alle Versprechungen der Antis erfüllt hätten: In viel größerer Zahl als zuvor seien Familien zu ihm zum Essen hereingeströmt und hätten die Raucher am Tresen ersetzt, die nun nicht mehr kämen. Trotzdem sei der Gewinn stark gesunken, denn am Bier sei halt doch mehr verdient. Eine positive Überraschung erlebten hingegen anscheinend etliche Ausgehlokale mit jüngerem Publikum – hier scheint das Rauchverbot zu weitaus weniger heftigen Umsatzeinbrüchen geführt zu haben, als im Vorfeld befürchtet. Umso bitterer ist es für die Inhaber, daß sie bei der nun angedrohten Sperrzeitverlängerung die Hauptbetroffenen wären und damit die Existenz ihrer Lokale erneut in Frage gestellt wird.

Neben all diesen Nebenwirkungen, die man dem Gesetzgeber gar nicht drastisch genug vor Augen führen kann, spürt er selbst inzwischen die Folgen des Rauchverbots auch am eigenen Leib, und zwar als Betreiber der staatlichen Spielbanken. Die dramatischen Auswirkungen des Rauchverbots sind dort so eindeutig ausgefallen, daß niemand das wegzuerklären versucht – und in diesem Fall ist es der Freistaat selbst, der die Zeche dafür bezahlen muß: Nur zwei der sieben staatlichen Spielbanken arbeiten noch mit Gewinn; für die Verluste der anderen darf der Steuerzahler aufkommen. Die Schließung der beiden am schlechtesten laufenden Häuser, Bad Steben und Bad Kötzting, ist im Gespräch.

Ein besserer Zeitpunkt, um dem nun selbst so gebeutelten Gesetzgeber mit Nachdruck zu verdeutlichen, daß es vielen Kneipen, aber auch Billard- und Bowlingbahnbetreibern genauso geht, ist kaum denkbar – viel besser hätte der Termin, um für unsere Interessen auf die Straße zu gehen, also gar nicht gewählt werden können. Meinem Gefühl nach – und so haben das alle anderen Teilnehmer auch empfunden, mit denen ich gesprochen habe – war die Demonstration ein Erfolg: Die Forderungen wurden in Form einer Petition an den Landtag bereits eingereicht – der sich über die Spielbankenproblematik gerade jetzt sowieso mit der Sache zu befassen hat -, und es gab in der Süddeutschen Zeitung einen ausführlichen Bericht, durch den ihr Inhalt mehr Verbreitung gefunden hat. Daneben war die Demonstration und besonders der anschließende Abschluß des Abends in einer geschlossenen Gesellschaft eine gute Gelegenheit für viele, sich persönlich kennenzulernen, Ideen auszutauschen und Pläne für das weitere Vorgehen zu entwickeln.

Sehr spät ist es geworden, bis das Lokal, in dem wir gewesen sind, Feierabend machen konnte. Auf dem Heimweg durch Schwabing sind wir dann auch noch bei der Schwabinger 7 vorbeigekommen und haben einen kurzen Blick hineingeworfen. Dort standen keine Aschenbecher auf den Tischen, aber hier und da erkannte man schon, daß einer eine glimmende Zigarette unter dem Tisch versteckt hielt. Wir sind dann wieder gegangen. Heimliches Rauchen finden wir nämlich eher kindisch als rebellisch. Offene Gegenwehr ist in diesem Fall das Gebot der Stunde: Deutlich sichtbar und nicht zu überhören.

Januar 22, 2011 / der Red.

Der Kneipentod geht um

Der Pleitegeier kreist über Bayerns Kneipen und Wirtshäusern.

Die Auswirkungen eines totalen Rauchverbots auf die bayerische Gastronomie waren bereits im Vorfeld des Volksentscheids ein vieldiskutiertes Thema. „Das Märchen von der Pleitewelle“ überschrieb die Süddeutsche Zeitung einen Artikel. Eine Studie, wurde darin behauptet, habe zum Ergebnis gehabt, daß das Rauchverbot sich überhaupt nicht negativ auf die Gastronomie ausgewirkt hätte. Neuerdings trat der Autor dieser Studie, Harald Tauchmann vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung, mit seinen Ergebnissen bei einer Veranstaltung der Universität Hohenheim erneut in Erscheinung. Das macht seine Ergebnisse allerdings nicht richtiger – oder jedenfalls deren Interpretation, denn die Richtigkeit der Daten bezweifle ich nicht.

Als Allererstes nämlich muß festgehalten werden, daß es unmöglich ist, mit einer Studie, in der die Auswirkungen eines totalen Rauchverbots gar nicht untersucht worden sind – denn die gab es im Untersuchungszeitraum nirgends in Deutschland – dessen Auswirkungen zu messen. Jeder, der mit Verweis auf Tauchmanns Untersuchung das totale Rauchverbot zu rechtfertigen versucht, hat entweder keine Ahnung, worum es in dieser Studie geht, oder vielleicht lügt er Sie auch einfach nur an.

Aber nicht einmal das, was Tauschmann zu untersuchen behauptet hat, konnte in Wirklichkeit unter realistischen Voraussetzungen untersucht werden. Rauchverbot-Bayern-Blog kennt die Studie – präziser gesagt, sind es zwei Publikationen aus einer Reihe von drei zusammengehörigen, die sich mit den Auswirkungen des Rauchverbots befassen: Nummer 1Nummer 2. Sie wurden bereits von kompetenter Seite unter die Lupe genommen, deshalb hier nur eine Kurzzusammenfassung:

Im Untersuchungszeitraum zwischen Januar 2007 und September 2008 war es in jedem einzelnen der drei untersuchten Bundesländer fast während des gesamten Untersuchungszeitraums de facto jedem Kneipenwirt möglich, selbst darüber zu entscheiden, ob in seinem Lokal geraucht werden durfte oder nicht: In NRW trat das Rauchverbot erst zum 1. Juli 2008 in Kraft, in Bayern gab es die Raucherclublösung, und in Baden-Württemberg wurde angesichts der Unsicherheit, wie das Urteil des Bundesverfassungsgerichts ausfallen würde, jeder ernsthafte Versuch einer Durchsetzung des damals geltenden Rauchverbots ab ungefähr dem Zeitpunkt der Klageeinreichung eingestellt – jedenfalls in der besonders hart getroffenen Getränkegastronomie. Die ersten beiden Punkte sind hinreichend bekannt und durch einen kurzen Blick in Wikipedia problemlos nachweisbar; mit einem schriftlichen Nachweis für den letzten kann ich allerdings nicht dienen. Es war ein offenes Geheimnis, über das nie gesprochen wurde. Gelegentlich blitzte es in dem einen oder anderen Pressebericht auf, in dem dann beklagt wurde, das Rauchverbot werde „oft nicht eingehalten“, aber niemand erwähnte dabei jemals ausdrücklich, daß die Kontrollen so gut wie nirgends mehr stattfanden.

Die Auswirkungen der Rauchverbotslösungen nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das in allen Bundesländern verhältnismäßig einheitliche Verhältnisse brachte, auf die Gastronomie zu messen, wäre ab Anfang 2009 gut möglich gewesen. Die Daten im tatsächlichen Untersuchungszeitraum auszuwerten hingegen ist leider ebenso sinnlos wie alle Schlußfolgerungen, die daraus gezogen wurden. Sie spiegeln eine Situation wider, in der in allen untersuchten Bundesländer nur eine Minderheit der Lokale keine eigenen Wahlmöglichkeiten hatte, was das Rauchen betraf.

Tauchmann beruft sich in erster Linie auf die amtlichen Umsatzstatistiken des Statistischen Bundesamts. Daran wäre auf den ersten Blick nichts auszusetzen, hätte er nur einen für die Nach-Rauchverbots-Gastronomie repräsentativen Untersuchungszeitraum gewählt und würde er deutlich machen, was solche Zahlen aussagen können und was hingegen nicht. Denn mit solchen Statistiken kann man natürlich nur Durchschnittswerte ermitteln. Ob und wenn ja welchen Teilen der Gastronomie es auffallend schlechter ging als vorher, ergibt sich aus Tauchmanns Feststellung nicht, daß es im Untersuchungszeitraum im Durchschnitt einen Rückgang von 2 % gegeben haben soll, den der Autor für „verschmerzbar“ hält.

Verschmerzbar für wen außerdem? Der Ökonom Tauchmann hat hier wohl die Gesamtwirtschaft im Blick, und in der Tat, für sie ist ein solcher Rückgang verschmerzbar. Sollte eine etwas tiefergehende Betrachtung das Ergebnis bringen, daß das Rauchverbot für einen Teil der Gastronomie  – aus dem Ärmel geschüttelt: sagen wir mal, 80 % – keine oder nur Rückgänge im für ihre Inhaber „verschmerzbaren“ Bereich hatte, aber für den Rest der Lokale wesentlich höhere und nicht mehr „verschmerzbare“ Einbußen, dann würde das, aus derselben Perspektive betrachtet, auch gar nichts daran ändern. Sehr vieles würde sich aber aus der Sicht der betroffenen Inhaber der restlichen 20 % ändern. Diese 20 % als „Einzelfälle“ abzutun, wäre nicht angemessen. In der Epidemiologie gilt ein um 20 % erhöhtes Krankheitsrisiko immerhin als so bedeutsam, daß mit ihm als Begründung die Gesetze beschlossen wurden, mit deren Auswirkungen sich Tauchmann befaßt.

Man kann leicht plausibel machen, wie es kommt, daß Tauchmanns Berechnungen zwar richtig sein mögen, aber dennoch keine Rückschlüsse auf das Wohlergehen der Kneipen zulassen: Wenn die Durchschnittstemperatur aus derjenigen eines geheizten Backofens und eines Gefrierschranks angenehm ausfällt, dann müßte man sich, wendet man Tauchmanns Methode an, in beiden unbesorgt verkriechen können. In Wirklichkeit weiß jeder aufgrund persönlicher Erfahrungen mit Hitze und Kälte, daß er das nicht tun sollte. Sollte jemand, der auf die Richtigkeit der Statistik pocht, nach einem wissenschaftlichen Beweis fragen, fällt vermutlich den meisten auch rasch ein, auf welche Weise ein solcher Beweis erfolgen muß: Die Durchschnittstemperatur muß wieder in die beiden Einzelwerte für Gefrierschrank und Backofen aufgelöst werden.

Zahlen lügen nicht. Aber ihre Interpreten können ihre Bedeutung verschleiern, indem sie Teile von dem verschweigen, was die Zahlen in der Realität bedeuten. Oder sie können einem nur das sagen, was sie für jemand Bestimmten bedeuten und verschweigen, daß ihre Bedeutung für einen selbst eine ganz andere ist. Oder sie können aus ihnen auch unabsichtlich falsche Schlußfolgerungen ziehen. Was im Falle von Herrn Tauchmann die richtige Erklärung für seine leicht erkennbar falschen Interpretationen aus Blickwinkel der Gastronomie ist, das maße ich mir nicht an zu beurteilen.

In der Gastronomie-Statistik, in der es im Fall von Bayern um eine fünfstellige Zahl von Betrieben geht, sind die Zahlen zur Umsatzentwicklung ein hoffnungslos untaugliches Mittel, um ein Kneipensterben zu widerlegen, und die Auflösung in Einzelfälle ist angesichts der schieren Menge sowie aus Datenschutzgründen nicht möglich. Genau deshalb wird dieses Mittel von den Verfechtern des totalen Rauchverbots auch so gerne genutzt. Auch das DKFZ konnte beweisen, daß in Irland zwei Jahre nach dem Rauchverbot die Umsätze der Pubs wieder nach oben gingen. Verschwiegen wurde dabei erstens, daß die Anzahl der Pubs parallel dazu trotzdem ständig in rasantem Tempo weiterschrumpfte. Und nicht erwähnt wurde außerdem, daß im damals noch boomenden Irland die Pubs trotz des geringfügigen Umsatzanstiegs meilenweit hinter den Umsatzzuwächsen aller anderen Branchen zurückgeblieben war. Drittens – eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber es gibt ja genug Leute, die ihr regelmäßig auf ihrem Konto eintrudelndes Gehalt sowie dessen regelmäßige Anpassung nach oben für eine Art Naturgesetz halten: Umsatz ist nicht dasselbe wie Gewinn. Die irischen Wirte haben nicht weniger in Raucherbereiche investiert als die in einem anderen Land mit Ausnahmeregelungen, um ihre rauchenden Gäste zu halten – nur befanden sich diese Raucherbereiche in Irland im Freien. Umsatz minus Betriebskosten (inkl. Investitionen) = Gewinn. Die Entwicklung der Gewinne der Branche wurde allerdings von niemandem erfaßt; daß sie längst nicht so rosig ausfiel, wie es die Umsatzentwicklung dem unbedarften Betrachter suggeriert, kann deshalb niemand beweisen. Aber wenn es anders wäre, dann hätte ja wohl kaum im Laufe von sechs Jahren jede fünfte Kneipe in Irland schließen müssen.

Aber was ist nun mit den Kneipen in Bayern? Wie geht es ihnen, seit das totale Rauchverbot in Kraft getreten ist? In den Zahlen zur Umsatzentwicklung brauchen wir gar nicht erst anfangen, nach einer Antwort zu suchen. Neben allem anderen, was dagegen spricht – siehe oben -, hatte das Rauchverbot in Bayern auf die Umsätze von mindestens zwei Dritteln aller gastronomischen Betriebe von vornherein keinen Einfluss. Denn in mindestens so vielen Lokalen wurde – nach einer sehr voreingenommenen und deshalb vermutlich sogar noch zu niedrig ausgefallenen Schätzung der militanten Nichtrauchersekte Pro Rauchfrei – schon vorher nicht geraucht – auch nicht in einem Nebenraum. Betroffen von Auswirkungen des Rauchverbots auf den Umsatz, sei es nun positiv oder negativ, war also ohnehin nur maximal ein Drittel aller Lokale.

Bessere Aufschlüsse bietet die quartalsweise veröffentlichte Statistik des Dehoga Bayern. Da die Seriosität dieser Quelle von gewisser Seite in Zweifel gezogen wurde und zudem die Frage aufkam, ob diese Daten nur Dehoga-Mitgliedsbetriebe enthielten, sei hier auch zitiert, woher der Dehoga seine Daten hat:

Die Zahlen basieren auf dem aktuellen Betriebsvergleich für Hotellerie und Gastronomie Bayern, Herausgegeben vom Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr e.V. an der Universität München, von den bayerischen Industrie- und Handelskammern sowie vom Bayerischen Landesamt für Statistik.

Einen Grund, die Daten sowie deren Aufbereitung durch den Dehoga in Zweifel zu ziehen oder für unvollständig zu halten, gibt es also nicht. Hier diejenigen Ergebnisse des dritten Quartals 2010, auf die es in diesem Bericht ankommt:

Beschäftigungsentwicklung (jeweils im Vergleich zum Vorjahresmonat), Seite 12 des Dokuments, Zeile  „Ausschank v. Getränken„:

  • gesamt Juli +5,8
  • gesamt August -5,3
  • gesamt September -4,2

davon

  • Vollzeit Juli +6,0
  • Vollzeit August +3,3
  • Vollzeit September -12,9

und

  • Teilzeit Juli +4,6
  • Teilzeit August -7,5
  • Teilzeit September -1,6

Die Entwicklung der Teilzeitbeschäftigung könnte noch zum Teil dem schlechten Sommerwetter zugerechnet werden, der hohe Rückgang bei der Vollzeitbeschäftigung im September legt einen Zusammenhang mit dem Rauchverbot aber in jedem Fall nahe.

Differenz der Gewerbean- und abmeldungen im Gaststättengewerbe, S. 24 (eine Differenzierung nach Gaststättenarten gibt es leider nicht):

  • Juli minus knapp über 100
  • August minus ca. 70
  • September plus ca. 25
  • zusammen: ca. 145 minus

Vergleich mit dem Vorjahr 2009 ( Seite 15)

  • Juli plus ca. 20
  • August plus ca. 60
  • September plus ca. 25
  • zusammen: ca. 105 plus

Da es sich um Balkendiagramme ohne Angabe der exakten Zahl handelte, mußte ich die Zahl schätzen. Abweichungen im kleinen zweistelligen Bereich sind deshalb in beide Richtungen nicht auszuschließen.

Die Julizahlen dürften auch bereits mit dem Rauchverbot zusammenhängen; es gab ja eine Reihe von Fällen, in denen die Schließung schon im Juli (meist: zum 31.7.) erfolgte. Im Vergleich mit dem Vorjahr ergibt sich also eine Differenz von 250 Betrieben.

Differenz der Betriebsneugründungen und -aufgaben im Gaststättengewerbe (S. 26, ebenfalls ohne Differenzierung nach Gaststättenarten)

  • Juli minus 160
  • August minus knapp 160
  • September minus ca. 70
  • zusammen: ca. 390

Vergleich mit dem Vorjahr (S. 17)

  • Juli minus ca. 70
  • August minus ca. 40
  • September minus ca. 100
  • zusammen: ca. 210

Da es sich auch hier um Balkendiagramme ohne Angabe der exakten Zahl handelte, gilt dasselbe wie weiter oben. Im Vergleich mit dem Vorjahr ergibt sich eine Differenz von ca. 180 Betrieben.

Der Autor dieses Blogs muß an dieser Stelle ein Geständnis machen: Er weiß selbst nicht ganz sicher, worin genau der Unterschied zwischen den Daten zu Gewerbean- und -abmeldungen einerseits sowie Betriebsneugründungen und -aufgaben andererseits besteht – möglicherweise ist es im ersten Fall so, daß es sich um Pachtverhältnisse handelt, bei denen der Eigentümer der Gaststätte sie weiter beibehalten will und nach einem neuen Pächter sucht, während im zweiten Fall die Gaststätte ganz aufgegeben wird. Aber man ist nie zu alt, um dazuzulernen! Wer kann mir also diesen Unterschied erklären? Sachdienliche Hinweise bitte an Rauchverbot-Bayern-Blog. Danke im voraus!

Was bedeuten diese Zahlen? Unabhängig davon, ob man nun die Gewerbeabmeldungen oder die Betriebsaufgaben betrachtet, bedeuten sie ungefähr eine Verdopplung der Zahl der Schließungen. Das sollte besonders zu denken geben, weil 2010 für die Gastronomie in Bayern eigentlich ein viel besseres Jahr war als 2009, wie sich auch aus den Umsatzstatistiken ergibt (S. 5). Auch die Entwicklung der Übernachtungszahlen der Hotels (S. 21) bestätigt das – es gab einen hohen Zuwachs bei den Übernachtungen, und von diesen Leuten werden die meisten ja wohl irgendwo etwas gegessen und getrunken haben. Auch der starke Rückgang bei der Arbeitslosigkeit im Jahresverlauf spricht für eine höhere Ausgehfreude als im vorausgegangenen Jahr. Eigentlich sprach damit schlichtweg alles für eine positive oder wenigstens nicht negativere Entwicklung der Zahl der gastronomischen Betriebe als im Jahre 2009. Egal, von welcher Seite man diese Zahlen betrachtet: Es ist nur eine einzige Veränderung  in Bayern ersichtlich, die diese auffallende Verschlechterung ausgelöst haben kann. Und das ist das Rauchverbot.

Im Bayerischen Kneipenfriedhof wurden bislang um die 60 Lokale gemeldet, deren Schließung von denen, die mich kontaktierten, auf das Rauchverbot zurückgeführt wurde, davon die deutliche Mehrheit im vierten Quartal 2010 (zu dem die Daten des Dehoga aber frühestens im Februar zur Verfügung stehen werden). Wenn ich davon ausgehe, daß ca. 200 Kneipenschließungen im dritten Quartal auf das Rauchverbot zurückzuführen sind, wären mir schätzungsweise 10 % aller dieser Schließungen gemeldet worden – das bestätigt meine ursprünglichen Vermutungen. Sollten mir aus dem vierten Quartal wieder 10 % aller Schließungen gemeldet worden sein, müßte man von 400 Kneipenschließungen insgesamt ausgehen – hoffentlich trifft dies nicht wirklich ein, denn mir wäre es sehr viel lieber, wenn einfach ein höherer Anteil der Schließungen in den Kneipenfriedhof eingeflossen wäre.

Setzen wir ein Zeichen: Das sinnlose Kneipensterben muß ein Ende haben!

An dieser Stelle möchte ich allen, die sich bislang beim Bayerischen Kneipenfriedhof beteiligt haben, herzlich für ihre Mühe danken. Es ist eine traurige Aufgabe, über solche Schließungen Buch zu führen – jedes Lokal, das schließen muß, steht ja für einen Inhaber und oft auch Angestellte, denen ihr Lebensunterhalt verloren gegangen ist. Es steht aber auch für einen Ort der Begegnung, der Kommunikation und des sozialen Lebens, der nicht mehr existiert und früheren Gästen fehlen wird. Der Kneipenfriedhof ist eine Anklage an die Politik, die dies nicht verhindert hat, und soll alle, die mit Ja gestimmt haben, ohne sich über die Konsequenzen Gedanken zu machen, zum Nachdenken bringen – denn es geht nicht um Zahlen in einer Statistik, sondern um mutwillig ausgelöste Verheerungen im Leben ganz normaler Menschen, denen nichts weiter vorzuwerfen ist als daß ihr Lebensunterhalt nun einmal in besonderem Maße von ihren rauchenden Gästen abhing. Kaum eine dieser Schließungen wäre aber über den Kreis der Gäste und direkten Nachbarn hinaus bekannt geworden, hätten wir uns auf die Medien verlassen müssen. Dafür, daß ihr alle in so großer Zahl dabei geholfen habt, so viele bedrückende Einzelfälle bekannt zu machen und die damit verknüpften Schicksale erahnen zu lassen, möchte ich euch herzlich danken!

Aber es gilt auch, alles dafür zu tun, daß sich die erschreckenden Zahlen – die im nächsten Quartal kaum besser, sondern eher schlimmer ausfallen werden – im Jahre 2011 nicht noch weiter erhöhen. Am Montag haben wir eine Gelegenheit dazu: bei der Demonstration am Montag in München. Wenn die auf dem Plakat aufgelisteten Forderungen durchgesetzt werden können, wird das unzählige um ihre Existenz kämpfende Kneipen vor der Pleite retten – ohne auch nur einen einzigen Nichtraucher in irgendwelche Gesundheitsgefahren zu bringen.

Ich wiederhole deshalb meinen Aufruf vom 17. Januar: Widerstand ist nicht zwecklos! Jeder, dem das Schicksal seiner Stammkneipe etwas bedeutet, sollte zu der von Vaclav Wenzel Cerveny mit bewundernswertem Einsatz organisierten Demonstration nach München kommen.

Es gab vor dem Volksentscheid einmal die Behauptung, wer als Nichtraucher in München einfach nur ein Bier trinken gehen wolle, der könne das nicht, weil überall geraucht werde – was eine glatte Lüge war. Aber am Montag wäre es mein persönlicher Wunsch für alle Nichtraucher, die abends Lust auf ein Bier bekommen, daß sie dann vor verschlossenen Kneipentüren stehen – weil alle Kneipenwirte Münchens zusammen mit ihren rauchenden Gästen auf die Straße gegangen sind, um für den Erhalt ihrer geschäftlichen Zukunft zu demonstrieren.

 

Januar 21, 2011 / der Red.

Gallisches Dorf oder potemkinsches Dorf?

Nicht nur in Bayern ist die EU vor allem für ihre Verbotskultur bekannt.

Nicht erschrecken: Heute beginne ich mit einer Buchempfehlung. Das Buch hat nichts mit dem Rauchverbot zu tun, im Gegenteil, es wird darin – ganz beiläufig und nebenbei erwähnt – eine Menge geraucht. Das liegt daran, daß es in den achtziger Jahren geschrieben wurde, als noch niemand im Namen des Jugendschutzes in diesem Punkt Selbstzensur geübt hätte. Es handelt sich um einen Roman mit dem Titel „Kiebitz“, geschrieben von André Kaminski. Er hat darin seine Erlebnisse in Polen zu verarbeiten versucht.

Kaminski nämlich war in jungen Jahren ein so überzeugter Sozialist, daß er sich im Jahre 1950 dazu entschloß, nach Polen auszuwandern und dort beim Aufbau des Sozialismus mitzuwirken. Es erging ihm dabei ähnlich, wie es Dr. Michael Siegel mit der Antiraucherbewegung ergangen ist: Das System, an das er so fest glaubte, stieß ihn am Ende aus. 1968 wurde er in Polen ausgebürgert. Der Roman „Kiebitz“ ist die Geschichte eines Idealisten, der hartnäckig gegen die Wirklichkeit ankämpft und doch Stück für Stück seine Illusionen verliert. Wer von André Kaminski sein bekanntestes Buch gelesen hat – es heißt „Nächstes Jahr in Jerusalem“ -, der kann sich denken, daß es trotzdem keine deprimierende Lektüre, sondern ein Buch ist, das nur so wimmelt von skurrilen Charakteren und komischen Situation und bei dem man zwischen Lachen und Nachdenklichkeit hin- und hergerissen ist.

In diesem Roman stieß ich auf ein Zitat, das mir nicht nur Polen in den sechziger Jahren zu beschreiben scheint, sondern auch die Rauchverbots-Realität von heute – und nicht nur in Bayern:

Jadwiga Kollontaj saß seit einem Jahr im Bezirksgefängnis von Krakau. Wegen gewerbsmäßigen Betruges, wie es hieß. Irena hielt das Thema für rasant. Auf meine Frage, warum, antwortete sie: „Weil ganz Polen für gewerbsmäßigen Betrug im Knast sitzen müßte. Es gibt niemanden hier, der nicht schummelt. Betrug ist unser Existenzprinzip. Jeder spielt mit gezinkten Karten. Jeder verdient sein Brot durch irgendwelche Machenschaften. Jeder macht sich schuldig und müßte einsitzen, wenn man zufällig seine Akten unter die Lupe nähme. Aber man nimmt sie nicht unter die Lupe. Man tut das erst, wenn einer unbequem wird. Dann schleppt man ihn vor den Kadi und macht ihn fertig. Das ist doch ein geniales System. Jeder Pole macht sich straffällig. Muß sich straffällig machen, weil er sonst verhungern würde. Jeden kann man einsperren, wenn man will – aber man will erst unter bestimmten Umständen. Man zieht es vor, die Leute einzuschüchtern. Ihnen den Mut auszutreiben. Auf diese Weise müssen sie sich ducken, werden brav und regierbar. Jadwiga Kollontaj ist ein Knüller!“

Wird hier nicht haargenau die Situation beschrieben, der die Gastronomie – von Bayern bis Nordrhein-Westfalen, von Irland bis Frankreich – mit dem Rauchverbot ausgesetzt wurde? Jeder Lokalinhaber, bei dem das Rauchverbot wirtschaftliche Probleme macht, versucht, das Verbot zu umgehen – diejenigen, die es nicht tun, erkennt man daran, daß sie die ersten sind, die pleite gehen. Aber wer sich in geschlossene Gesellschaften zu retten versucht oder wer nachts zwischen eins und zwei die Aschenbecher auf den Tisch stellt, von dem erfährt die Obrigkeit im Lauf der Zeit mindestens gerüchteweise. Und dann kommen die Kontrolleure halt erst spätnachts – so wie jüngst in Passau geschehen. Und ob einem die geschlossenen Gesellschaften von den Behörden als solche anerkannt werden, das scheint im Moment reine Glückssache zu sein. Aber auch peinlichst genaue Umsetzung des Gesetzes schützt die Wirte noch nicht, denn Raucher vor der Tür stören ja die Nachbarn! Und am Ende kommt das Unheil dann eben von dieser Seite.

So wie der unbotmäßige Gideon Esdur Kiebitz im Roman am Ende im Gefängnis landet und danach ausgebürgert wird, so kriegt man auch im Bayern von heute, diejenigen Gastronomen, die nicht zum Schummeln geschaffen sind und offen gegen das Gesetz kämpfen, vor Gericht klein, wenn man will, und mit dem Entzug der Konzession sind sie dann ebenfalls ausgestoßen. Noch laufen zahlreiche Verfahren, aber die bisherigen Entscheidungen waren nicht ermutigend. Der Widerstand des Raucherwirts von Memmingen, der mit seinem Schauspiel „Musical Treff“ als das kleine gallische Dorf Bayerns nun ins vierte Jahr geht, fand zahlreiche Nachahmer, aber die ersten von ihnen wurden bereits mit Druck und Drohungen wieder zum Aufgeben gebracht. Offener Widerstand braucht eine gewisse Sturheit, ein robustes Nervenkostüm und vor allem die heilige Überzeugung, im Recht zu sein und auf dieses Recht so lange zu pochen, wie es irgend möglich ist.

In Spanien wurde vor knapp drei Wochen das totale Rauchverbot eingeführt – und nach allem, was man hört, geschieht dort dasselbe wie in Bayern. Die Umsätze sind eingebrochen, dennoch halten sich die meisten Raucher und auch die meisten Wirte brav an das Gesetz. Um die wenigen Widerständler kleinzukriegen, wurde vorgesorgt: 600.000 Euro beträgt dort die Höchststrafe für die Übertretung des Rauchverbots. Mit dieser „Shock and Awe“-Methode, empfohlen durch die EU, die ja ihren Mitgliedsstaaten ausdrücklich nahegelegt hat, aufsehenerregende Exempel zu statuieren, hofft man, einem Flächenbrand kollektiven Widerstands der Gastronomie vorbeugen zu können, den man, wie in Griechenland geschehen, nicht mehr ohne weiteres austreten kann. In beiden Ländern, Spanien wie Griechenland, ist im Moment noch völlig unklar, wie die Sache ausgehen wird.

Die Spanier sind angewidert von den Aufrufen zur Denunziation von Übertretungen des Verbots; genutzt wird diese Möglichkeit dennoch zahlreich. Daneben herrscht eine allgemeine Unsicherheit über die korrekte Interpretation der Regeln. So ist Rauchen auch in den Außenbereichen von Krankenhäusern, Schulen und auf Kinderspielplätzen verboten. Aber wo endet der Außenbereich eigentlich, wenn das nicht ohne weiteres durch einen Zaun erkennbar? In welcher Entfernung von einem Spielplatz macht man sich nicht mehr strafbar? So genau kann das niemand sagen, und so ist der Willkür der Behörden in diesem Punkt Tür und Tor geöffnet – genauso wie in Bayern, wo von der geschlossenen Gesellschaft bis zum privaten Gartenhäuschen, in dem sich Raucher niederlassen, schon alle Arten von Umgehungslösungen mit Bußgeldern belegt wurden, bei denen sich auch unter den Behörden die Geister scheiden und in einem anderen Landkreis genau umgekehrt entschieden werden kann. Ist die Rechtsunsicherheit, die hier geschaffen wurde, vielleicht sogar ein bewußt eingesetztes Einschüchterungsmittel – im selben Sinne, wie in dem Romanzitat beschrieben? Das frage ich mich, seit ich André Kaminskis Roman gelesen habe.

Die Griechen wiederum haben beim Rauchverbot ein wahres Wechselbad hinter sich: Nach einem offenen Boykott des zum 1. September 2010 eingeführten totalen Rauchverbots war die Regierung nach Medienberichten der letzten Wochen zunächst bereit, eine Kompromisslösung zuzulassen. Urplötzlich aber änderte sie ihre Meinung und kündigte an, der Staat lasse sich nicht länger lächerlich machen und werde das Gesetz nun in aller Härte durchsetzen. Eine 800 Mann starke Raucherpolizei solle dafür geschaffen werden. Die Wirte nahmen den Fehdehandschuh auf und kündigten ihrerseits an, ihren Widerstand nicht zu beenden und auch unter den Augen der Raucherpolizisten weiterrauchen zu lassen.

Der Chronist sitzt mit gezückter Feder da, um die Fortsetzungen dieser beiden Thriller notieren zu können. Gleichzeitig aber macht er sich auch seine Gedanken über das, was die Regierungen beider ja besonders krisengeschüttelten Länder nur dazu gebracht haben mag, ausgerechnet auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise eine solche Maßnahme umzusetzen? Daß gesundheitspolitische Erwägungen dabei den Ausschlag gegeben haben, ist ausgeschlossen. In Spanien gab es schon vorher ein – vergleichsweise liberales – Rauchverbot und in Griechenland wäre es auf ein, zwei Jahre hin oder her, um die Sache in etwas weniger schlimmen Zeiten in Angriff zu nehmen, auch nicht mehr angekommen. Zudem sollte beiden Regierungen klar gewesen sein, daß die Umsetzung auf umso erbitterteren Widerstand stoßen würde, in je schlechterer allgemeiner wirtschaftlicher Lage man den Wirten das Rauchverbots  zumutet. Einen ziemlich deutlichen Fingerzeig fand im Falle von Griechenland, wer im zeitlichen Umfeld des 18. Januar, dem Tag der Ankündigung der griechischen Regierung, das Rauchverbot künftig mit Härte durchzusetzen, nach anderen Medienberichten über Griechenland suchte. Einen Tag später las man nämlich über Pläne der EU, Griechenland im Falle einer Pleite zu entschulden. Der Gedanke scheint mir nicht allzu weit hergeholt, daß die Durchsetzung des Rauchverbots gegen jeden Widerstand und mit aller Härte ein Teil des Preises dafür gewesen ist. Denn die EU ist der rote Faden bei den Rauchverboten.

Jüngst wurde auch in Bulgarien, das letztes Jahr im Frühjahr kurz vor Inkrafttreten eines bereits beschlossenen totalen Rauchverbots kalte Füße bekam und sich zu einer Lösung ähnlich der alten in Spanien entschloß, nun wieder ein totales Rauchverbot angekündigt, das Mitte dieses Jahres in Kraft treten soll. Es gibt keinen ersichtlichen Grund für das Umschwenken der Bulgaren – außer daß ihre Entscheidung von der EU äußerst ungnädig aufgenommen wurde.

Manchmal fragt man sich schon, warum die EU überhaupt von möglichst drakonischen Rauchverboten regelrecht besessen ist.  Realistisch betrachtet, hat es ja nirgends, wo sie eingeführt wurden, wirklich funktioniert – jedenfalls dann nicht, wenn „funktionieren“ bedeutet, daß die Raucher das Rauchverbot akzeptieren und aus eigenem Antrieb einhalten. Tatsächlich nämlich wird das Rauchverbot nur dann und dort eingehalten, wo die Angst vor Denunzianten und Behörden umgeht. Wenn man alle Anwesenden kennt und mit Zufallsgästen nicht zu rechnen ist, kommen die Aschenbecher mit dem Einverständnis auch der nichtrauchenden Gäste in den meisten Kneipen wieder auf den Tisch – das ist überall so, von Frankreich bis Irland, von Italien bis Bayern. Je größer die Sorge, erwischt zu werden, desto seltener passiert das – nur dafür ist es gut gewesen, daß die ekelhafte Denunziantenbrut in allen Ländern Europas von den Regierungen so ermutigt wird. Jeder Unbekannte am Nebentisch, in dessen Gegenwart geraucht wird, könnte einen dafür anzeigen wollen. Und jeder Streit mit einem Gast kann dazu führen, daß der den Wirt wegen illegalen Rauchens anschwärzt. Aber auch ein neidischer Konkurrent könnte einen denunzieren. So viel auch in Wirklichkeit heimlich geraucht wird und so wenig die Behörden imstande sind, dies lückenlos zu kontrollieren, vor einer Anzeige ist man auch dann nicht sicher, wenn man vorsichtig ist. Alleine das verändert die Gastronomie. Mißtrauen gegen Fremde schleicht sich ein, wo man jeden unsicheren Kantonisten gerne loswäre, um endlich abschließen und die Aschenbecher rausholen zu können.

Aber natürlich wissen alle diese Regierungen – und weiß die EU ebenfalls -, daß sie mit dem totalen Rauchverbot eigentlich vor allem eine Illusion erzeugt, die Illusion von der Normalität der rauchfreien Gastronomie, die in Wirklichkeit aber in keinem dieser Länder als Norm existiert – eine Art gigantisches potemkinsches Dorf. Man hört es ja von überall, daß das Rauchverbot nicht eingehalten wird, wann immer die Gelegenheit dafür günstig zu sein scheint. Und nach dem Prinzip „Wo kein Kläger, da kein Richter“ sind es vor allem kleinere Orte, wo der Wirt dafür auch das – selbstverständlich inoffizielle – Einverständnis der örtlichen Behörden hat.

Aber wozu ist dieses potemkinsche Dorf in den Augen der EU bloß gut? Das frage ich mich schon seit geraumer Zeit. André Kaminski hat mir dafür mit seiner Beschreibung Polens in den fünfziger und sechziger Jahren eine mögliche Erklärung geboten: Die EU – von manchen schon heute ironisch als EUdSSR bezeichnet – hat den richtigen Moment bereits verpaßt, ihr oft beklagtes Demokratiedefizit zu beseitigen. Es ist ja in den letzten beiden Jahrzehnten immer mehr zur Gewohnheit der nationalen Regierungen geworden, unpopuläre Entscheidungen zur EU-Sache zu machen, um sich mit dem Widerstreben der Bürger nicht abgeben zu müssen, und abgehalfterte Politiker nach Brüssel zu verfrachten, wo die Leute sie nicht so sehr wahrnehmen. Es waren ohne Zweifel die nationalen Regierungen, die aus der EU eine Mißgeburt gemacht haben, die die Prinzipien demokratischer Entscheidungsfindung nur noch halbherzig imitiert, weil sie in Wirklichkeit längst auf den Geschmack des viel bequemeren Regierens mit quasidiktatorischen Vollmachten gekommen ist.

Der EU passen also Bürger, die aus schierer Notwendigkeit ständig die Gesetze brechen, eigentlich gar nicht so schlecht in den Kram – ebenso wie das seinerzeit in Polen gewesen ist. Da ständig neue eigentlich überflüssige Gesetze geschaffen werden, von der Antidiskriminierungsrichtlinie über das Rauchverbot bis zum Glühbirnenverbot, wird die Auswahl an Übertretungen immer größer. Aber fast ebenso nützlich sind Bürger, die pausenlos ein schlechtes Gewissen haben, weil sie Gesetze übertreten, aber auch wegen der pausenlosen gehirnwäscheartigen Ermahnungen, wie ein guter Staatsbürger zu sein habe: flexibel und mobil, schlank und sportlich fit, genügsam mit dem eigenen Einkommen, aber jederzeit bereit, davon Banken zu retten. Ehrenämter soll er ausüben, aber bitte: geräuschlos und harmlos. Paßt die Zielrichtung seines Engagements nicht, wird er nämlich kurzerhand als „Wutbürger“ angefeindet.

Die Zahl der „Wutbürger“, deren Zorn sich wie meiner gegen das Rauchverbot richtet, ist vergleichsweise gering, dagegen ist die Zahl der heimlichen Gesetzesbrecher unter Kneipenwirten wie Rauchern europaweit sehr hoch. Ist das nun gut oder schlecht? Ich meine: Beides. Viel besser würde mir natürlich eine spontane und flächendeckend umgesetzte Rebellion wie in Griechenland auch bei uns gefallen. Wenn die Zahl der Übertretungen ein bestimmtes Maß übersteigt, reicht der große Gesetzesknüppel nämlich einfach nicht mehr aus – die Griechen haben es vorgemacht. Aber daß das „rauchfreie Europa“ weiter eine Utopie bleiben wird und rauchfreie Kneipen niemals „normal“ werden, dafür garantiert die Tatsache, daß die Raucher sich ihre Freiheit dann eben heimlich nehmen, auch weiterhin. Ein Ausbruch des schwelenden Zorns kann vielleicht noch kommen, denn das „rauchfreie Europa“ ist ja mit dem Rauchverbot in der Gastronomie noch längst nicht erreicht – und irgendwann ist auch die Eselsgeduld der Raucher einmal überstrapaziert. Aber unter Umständen kommt zuvor noch etwas anderes: Ein Aufstand der „Wutbürger“ nämlich gegen irgendeine der anderen sinnlosen Schikanen, die sie sich in Brüssel pausenlos gegen ihre Bürger ausdenken. Aber vielleicht ist auch der finanzielle Ruin und das Auseinanderbrechen der EU sogar noch schneller.

Wie die politische Landschaft sich damit verändern wird, kann natürlich niemand vorhersagen – und ebensowenig, ob das dann gut oder schlecht für uns sein wird. Aber eines ist sicher: Das Rauchverbot wird sich dann innerhalb kürzester Zeit in Rauch auflösen. Denn es wird den ausbleibenden Druck der EU nicht lange überleben.

Januar 17, 2011 / der Red.

Widerstand ist nicht zwecklos!

Wie groß die Demonstration dann wirklich wird, hängt von uns allen ab

Die Demonstration gegen das Rauchverbot in Nürnberg am Samstag, dem 15.1., war nicht als Großdemonstration angekündigt, ist aber trotzdem kleiner ausgefallen als erhofft – in die Lokalpresse hat sie es aber trotzdem geschafft, die Rede war dort von ca. 100 Teilnehmern, nachdem zuvor über Facebook eine sehr viel geringere Zahl kolportiert worden. Glückwunsch für die Medienaufmerksamkeit von hier aus an die Initiatoren, den Raucherverein RCF in Nürnberg, dem es ja auch um Protest gegen behördliche Schikanen gegangen ist.

Da weitere Demonstrationen angekündigt wurden – die nächste davon in München am Montag, 24.1. -, ist die Frage trotzdem angebracht:  Sind Demonstrationen gegen das Rauchverbot überhaupt sinnvoll? Denn die Gefahr ist ja nicht von der Hand zu weisen, daß eine spärlich besuchte Demonstration leicht als vermeintlicher Beweis dafür vorgezeigt werden kann, daß es sich bei denen, die sich gegen das totale Rauchverbot zur Wehr setzen, nur um ein winziges Häuflein Uneinsichtiger handle, während ansonsten fast jeder das Rauchverbot bereitwillig akzeptiert habe. Eine zu unvorsichtige Vorgehensweise führt schlimmstenfalls also dazu, daß sich die Aussichten für Bayerns Kneipen sogar noch verschlechtern.

Mindestens, meine ich, sollte jeder, der eine Demonstration plant, sie sorgfältig vorbereiten und die Zeit investieren, um möglichst viele Mitstreiter schon vor der Genehmigung einigermaßen sicher zu haben. Auch das garantiert noch keinen Erfolg; so sprangen in Erlangen (unter ziemlich verdächtigen Umständen) etliche Lokale, die ihre Teilnahme schon fest zugesagt hatten, kurzfristig doch wieder ab. Die aufwendige Vorbereitung dieser Demonstration durch Beate Haskic bleibt dennoch vorbildlich und bewundernswert.

Aus der Ferne Kritik üben ist leichter, als vor Ort die ganze Organisationsarbeit zu übernehmen. Trotzdem ist eine Manöverkritik sinnvoll. Falls Fehler gemacht wurden, können die Organisatoren spätererer Demonstrationen immerhin noch daraus lernen! Da ich weiß, daß vom RCF hier schon mal jemand mitgelesen hat, würde ich mich freuen, ein Feedback von seiten des Vereins über die Kommentarfunktion zu bekommen, gerne auch mit Widerspruch, wo ich mit einer der folgenden Einschätzungen falsch liege:

Aus persönlicher Sicht fand ich vor allem den Termin zu kurzfristig angesetzt, um als Auswärtiger eine Teilnahme noch bewerkstelligen zu können, jedenfalls habe ich selbst keine zwei Wochen vor der Veranstaltung davon erfahren. Es gab bei Facebook auch von anderen relativ viele Absagen, weil der Termin schon anderweitig verplant war.  Aber eigentlich können Teilnehmer, die von anderswo anreisen, kaum die wichtigste Zielgruppe gewesen sein, sondern eher die Gastronomie in Nürnberg, deshalb war das ganz bestimmt nicht das Hauptproblem.

Vielleicht hätte man andere betroffene Lokale im Vorfeld besser informieren können? Bei Facebook berichtete ein Besucher, er habe im Anschluß an die Demonstration noch sieben Lokale aufgesucht und viele hätten von der Demonstration gar nichts gewußt. Auf welche Weise die Veranstalter über die Demonstration zu informieren versucht haben, weiß ich nicht. Vielleicht haben sie eigentlich alles richtig gemacht; vielleicht würden sie aber, rückblickend gesehen, eine andere Methode der Informationsverbreitung wählen, wenn sie noch einmal eine solche Veranstaltung organisieren? Oder vielleicht scheiterte eine umfangreichere Informationskampagne an fehlendem Geld?

Der Grundgedanke, daß am Wochenende die Leute eher Zeit für eine solche Veranstaltung haben, erschien mir zunächst recht plausibel.  Aber gerade auf den Samstag können sicherlich viele Kneipen besonders schwer verzichten. Daß zur Stunde, als demonstriert wurde, gerade der erste Bundesligaspieltag nach der Winterpause in vollem Gange gewesen ist und vielleicht – ebenso wie das Heimspiel des Club – den einen oder anderen von der Teilnahme abgehalten hat, wurde mir erst am Tag der Veranstaltung klar. Für künftige Demonstrationen wäre es wohl doch besser, den Montag zu wählen, der ja bei sehr vielen unterschiedlichen Arten von Protesten inzwischen eine gewisse Tradition gewonnen hat. Auch aus Kneipenperspektive ist es sicherlich einfacher, die entgangenen Einnahmen eines Montagabends zu verschmerzen – zumal, wenn man sich zusammen mit seinen Stammgästen erst zum Demobesuch und anschließend an die Veranstaltung wieder im Lokal verabredet.

Ermutigende Signale hört man zwischenzeitlich aus München, wo heute in einer Woche, nämlich am Montag, dem 24.1., ab 18 Uhr die nächste Demonstration gegen das Rauchverbot geplant ist und mit viel Engagement und noch mehr Ehrgeiz von Vaclav Wenzel Cerveny im Namen der Bayernpartei und seines Lokals Karibic Beach  organisiert und vorbereitet wird.  „Laut persönlichen Anmeldungen“, schreibt er, „müssten wir die 1000er-Grenze schaffen. Überrascht mich und wir schaffen das Unmögliche: 5000 …“

Der Rest seiner Nachricht im Volltext:

nein, jetzt die Köpfe hängen lassen ist nicht drin, wir waren extra in Nürnberg bei der DEMO, waren zwar auch enttäuscht, aber wir haben unsere Zeit danach sehr sinnvoll genutzt. Wir haben am Abend 7 Raucherlokale besucht und mit Ihnen diskutiert, leider wusste nur einer von der eigener DEMO in Nürnberg. Aber jetzt wissen wenigstens 7 weitere Lokale von der Münchner DEMO und haben unsere Plakate aufgehängt. Mehr Lokale haben wir nicht geschaft, denn der Abend ist uns ausgegangen, aber wir haben dann am Sonntag nach einer kurzer Nacht auf der Gastro Messe in Nürnberg weitergemacht und hunderte Personen über die Münchner GROSSDEMO informiert.
Besonders hat uns das Interese der Brauereien gefreut, welche uns versichert haben, Ihre Raucherlokale (welche auch bei Ihnen große Umsatzeinbusen haben) in laufe dieser Woche zu Informieren und zu der GROSSDEMO in München zu mobilisieren. Zusätzlich einige Verbände und auch die anwesende Presse. Aber der Wichtigste Erfolg dieses Wochenendes waren die 5 Minuten die ich persönlich über die Münchner GROSSDEMO mit unserem Ministerpräsidenten Seehofer sprechen durfte. (er hatte die Gastromesse feierlich eröffnet und war deswegen anwesend) Ohne die Nürnberger Demo wäre ich aber nicht nach Nürnberg gekommen, also war die DEMO trotz weniger Personen ein Erfolg für unseren Kampf. Und jetzt bitte alle nach München kommen, den in München ist die Regierung, und wir müssen es Ihr zeigen daß es UNS gibt. Denn die Leopoldstraße wird für uns gesperrt und dann wäre es traurig wenn wir mit ein paar Wenigen auftauchen.
Lasst eure Lokale an diesem Montag zu so wie wir und bringt alle eure Stammgäste mit, dies ist eure allerletzte Möglichkeit doch noch vieleicht etwas zu bewegen. Eine weitere sollche Gelegenheit wird es nicht mehr geben, wenn Ihr mich im Stich lässt.
Euer Vaclav Wenzel CERVENY

So viel Optimismus ist ansteckend, obwohl ich bei Demonstrationen sonst eher zu Pessimismus neige – weil der Optimismus in diesem Fall ja auch nicht grundlos ist, sondern auf dem Wissen basiert, wie viel bereits unternommen wurde, damit diese Veranstaltung erfolgreich wird. Und zeigt nicht auch die Tatsache, daß sich fast die komplette Antiraucher-Riege auf der Veranstaltungsseite versammelt hat, um dort ihren Geifer abzulassen, was für ein Alptraum ihnen die Vorstellung ist, diese Demonstration könnte am Ende allen ihren Unkenrufen zum Trotz ein Erfolg werden? Alleine um sie Lügen zu strafen, hat die Veranstaltung einen Erfolg mehr als verdient.

Wer das abgebildete Plakat anschaut, der wird feststellen, daß hier keineswegs nach einer Aufhebung des Rauchverbots gerufen wird. Die Forderungen sind moderat und vernünftig:

  • Wiederaufnahme der gestrichenen Innovationsklausel (die technischen Nichtraucherschutz ermöglichen würde) in das Gesetz
  • Genehmigung von Raucher- und Shishaclubs mit Beschränkung solcher Konzessionen auf maximal 20 % aller Gaststättenkonzessionen
  • Keine rein schikanösen Kontrollen mehr gegen geschlossene Gesellschaften
  • Beibehaltung der jetzigen Sperrzeitregelung (die drohende Sperrzeitverlängerung ist wegen höherer Geräuschentwicklung außerhalb der Lokale und dadurch entstehender Belästigung der Anwohner eine direkte Folge des Rauchverbots)

Aus Gründen des Nichtraucherschutzes spricht gegen diesen Vorschlag überhaupt nichts – er nennt sich völlig zu Recht „für echten Gesundheitsschutz“. Aber das kümmert die Antiraucherclique nicht, die ihren Triumph beim Volksentscheid umso mehr zu genießen scheint, je verzweifelter jemand sie auf die Folgen hinweist. An der unverhüllten Gehässigkeit, die Kneipeninhabern in ihrer Facebook-Gruppe entgegenschlägt, läßt sich ganz leicht erkennen, daß es keinen Sinn hat, mit diesen Leuten verhandeln zu wollen. Ihnen ist es so wichtig, daß um Gottes willen in keiner einzigen Kneipe mehr geraucht wird, daß sie überhaupt kein Problem damit haben, dafür notfalls auch über die Leichen der Inhaber zu gehen. Ein bißchen erinnern sie dabei an den Sadismus von Kindern, die es für ein lustiges Spiel halten, mit einem Stock in einem Ameisenloch zu stochern oder Wasser hineinzugießen, um sich anschließend über das aufgeregte Gewusel zu freuen, das sie damit ausgelöst haben. Was kümmern sie diejenigen, die tot dabei auf der Strecke bleiben? Sind doch bloß Ameisen …

Liebe Sandra, natürlich ist es niemals schön für einen Unternehmer, wenn er neben dem eh schon harten Geschäft noch weitere Erschwernisse dazu bekommt. Aber dennoch ist das nicht das geringste Argument gegen den Gesundheitsschutz.

schreibt da etwa einer als Antwort auf einen regelrechten Verzweiflungsschrei einer Wirtin mit folgendem Wortlaut: du hast keine ahnung wie wir kleinen wirte ums überleben kämpfen !!!!! es ist nicht so, das wir uns einen dreck drum schären würden, aber uns bleiben die finanziellen mittel aus um gegen das rauchverbot zu kämpfen. einige meiner kollegen, habe trotz des milden winters bereits aufgegeben. die sturen raucher kommen nicht mehr und die nichtraucher kommen auch nicht. Mit der üblichen Selbstgefälligkeit eines Menschen, der nicht den Hauch eines Zweifels daran hat, im Alleinbesitz der WAHRHEIT in Großbuchstaben zu sein, fährt er fort:

Es ist unglaublich, dass sich das Rauchen in geschlossenen Räumen 150 Jahre des Wissens um die Gefährlichkeit halten hat können. Es war unausweichlich, dass das mit zunehmender Entwicklung der Zivilisation fallen wird. Mein gut gemeinter Rat: Nicht jammern, sondern etwas unternehmen. Dass es nach einem Rauchverbot bisher überall in Langzeitbeobachtungen eher einen Wirtschaftsaufschwung gab zeigt, dass es neu entstehende Nischen in der Gastronomie gibt. In der Zeit, in der du gegen das Rauchverbot streikst, welches bei der wissenschaftlichen Datenlage unausweichlich ist (wenn nicht jetzt, dann in ein zwei Jahren EU weit) könntest du neue Konzepte ausarbeiten.

Ein zweiter sekundiert:

Auch ich habe keinerlei Mitleid, wo gehobelt wird …….

Die Späne, die hier mitleidslos weggehobelt werden sollen, sind wir, die rauchenden Gäste. Und die Wirkung des Rauchverbots wird in Form einer Art von Vulgärdarwinismus präsentiert, als wäre es nicht künstlich der Gastronomie neu aufgepfropft, sondern ein sich aus eigener Kraft entfaltendes Naturgesetz, dem sich die Wirte eben fügen oder, wenn sie das nicht können oder wollen, von der nun einmal mitleidslosen Natur hinweggefegt werden. Hier ist es allerdings gar nicht die Natur, die gehandelt hat, sondern nur das mitleidslose Gör mit dem Stöckchen vor dem Ameisenloch, das befriedigt sein Zerstörungswerk betrachtet und sich dabei einbildet, eine gottähnliche Macht zu sein.

Nicht schade drum? Der Wirt und seine Gäste sahen das sicher anders.

Eine beispielhafte und sehr typische Reaktion auf eine tatsächlich erfolgte Kneipenschließung durch die Verfechter des totalen Rauchverbots findet sich – Stand heute – ebenfalls noch an recht prominenter Stelle in der Antirauchergruppe bei Facebook als gewissermaßen inoffizielle Antwort auf folgende Nachricht an anderer Stelle:

hier sehen wir meine ehemalige Stammkneipe in Neu-Ulm, die 18 Jahre lang ein florierender und beliebter Szene-Treff auch für Ulmer war, nach einem halben Jahr Rauchverbot – vielen Dank dafür

kommentierte Klaus Schlecker traurig und wütend sein Bild. Was den Antis dazu einfiel:

Schade um dieses gastronomische Juwel in Neu-Ulm.
Schuld ist natürlich der Nichtraucherschutz und nicht dieser optische und architektonische Leckerbissen

Süffisant ergänzte ein anderer:

(„Unser Dorf soll schöner werden“…)

Liebe Wirte, die sich im Moment noch unschlüssig sind, ob es wirklich einen Sinn hat, einen Abend auf Einnahmen zu verzichten wegen dieser Demonstration: Genauso würden diese Leute auch von eurem eingesetzten Kapital reden, von euren langen, oft nicht einfachen Arbeitstagen und von eurer geschäftlichen Existenz, die ja auch in vielen Fällen ein liebevoll gepflegtes Lebenswerk ist, auf das ihr stolz seid und auch sein könnt. Da könnt ihr zehn, zwanzig oder noch mehr Jahre nachweislich euer gutes Auskommen gehabt und damit gastronomischen Sachverstand bewiesen haben: Nach dem Willen der Antis habt ihr es nicht länger verdient, selbständige Geschäftsinhaber zu sein, wenn ihr nach dem Rauchverbot nicht imstande gewesen seid, unverzüglich ein erfolgreiches neues Geschäftskonzept aus dem Hut zu zaubern, bei dem ihr ohne rauchende Gäste auskommt. Von unwertem Leben sprechen diese Leute (noch) nicht, wohl aber maßen sie sich an, euch als unwerte Geschäftsinhaber zu betrachten. In ihren Augen ist es ganz einfach richtig, solltet ihr eure Existenzgrundlage verlieren. Sie haben eine neue Zeit ausgerufen, und an die, meinen sie, müsst ihr euch anpassen oder andernfalls zugrunde gehen.

Ich rufe alle Wirte in München dazu auf, gegen diesen menschenverachtenden Ungeist auf die Straße zu gehen. Das ist nicht sinnlos – auch dann nicht, wenn sich danach zunächst noch nichts am Rauchverbot ändern sollte. Indem ihr euch dem Protest anschließt, verteidigt ihr nicht nur eure geschäftliche Existenz, sondern auch die Menschenwürde, die man euch indirekt abzusprechen versucht, gegen den Hohn, die Gehässigkeit und den Sadismus der selbsternannten Wächter über die angeblich alleinseligmachende gesundheitspolitische Moral. Mit ihrem Mitleid, das sagen sie selbst, braucht ihr nicht zu rechnen. Sie werden tatenlos und ungerührt dabei zuschauen, falls das Rauchverbot für euch das Aus bedeuten sollte, was dann aus euch wird, ist ihnen scheißegal, und beim Anblick eurer versperrten Kneipe werden sie euch noch dafür auslachen, daß euch dieser Verlust nahegeht – denn in ihren Augen hatte das, was ihr verloren habt, ohnehin kein Existenzrecht.

Jeder, der irgendwie die Möglichkeit dazu hat, sollte deshalb diesmal die Gelegenheit nutzen … oder es wird vielleicht keine weitere Gelegenheit mehr kommen. Die – eigens für uns gesperrte – Leopoldstraße richtig vollzukriegen, das sollte unser Ziel sein. Sagt es also allen weiter: Überzeugt eure Wirte, die anderen Stammgäste, die Nachbarn der Kneipe, denen es so oft zu laut war, eure Freunde und Verwandte und kommt am Montag, dem 24.1.2011, ab 18 Uhr zur Münchner Freiheit zur Großdemonstration für einen echten Gesundheitsschutz.

Januar 14, 2011 / der Red.

Europas neue Denunziantenunkultur

Der größte Lump im ganzen Land ...

Ihre Erfinder nennen die Sache natürlich anders. Wer Verstöße gegen das Rauchverbot anzeigt, der betreibt nach Meinung der Verfechter „soziale Kontrolle„. Der Begriff  „Soziale Kontrolle“ wird von Fachleuten u. a. folgendermaßen definiert:

Unter sozialer Kontrolle versteht man Maßnahmen der Prüfung und Überwachung gegenüber einzelnen von seiten ihrer Primär- und Sekundärgruppen, um normentsprechendes Verhalten zu garantieren bzw. normabweichendes Verhalten mit Sanktionen zu belegen.

Rauchen gilt den Rauchverbotsbefürwortern somit als „normabweichendes Verhalten“ – auch in einer Kneipe, in der bis zum 1. August 2010 geraucht wurde und wo heute die Norm nach wie vor nicht die Nichtraucher sind, sondern nur die verwaist zurückgelassenen Tische, an denen früher Raucher saßen. Die angebliche Norm ist also erkennbar keine, die bereits besteht, sondern eine, die nach dem Willen der Antiraucher erst noch entstehen soll. Das Anzeigen von Übertretungen dieser Pseudo-Norm soll als Mittel für ihre Durchsetzung dienen in der Hoffnung, daß sie eines Tages dann wirklich als eine echte Norm anerkannt wird.

Also eben doch Denunziation.  Der Begriff ist negativ besetzt, deshalb hören Denunzianten es nicht gerne, wenn man sie so nennt. Inhaltlich zutreffend ist er aber. Das kann ich auch beweisen.

Die Denunziation ist das Melden eines einer Straftat Verdächtigen ( Denunzierter ) an die Polizei ohne dass der Melder (der Denunziant ) durch die Straftat persönlichen Schaden erlitten hat. […] Das Motiv ist in vielen Fällen persönliche Rache oder materiell (man erhält eine ausgesetzte Belohnung). […]

Diese Beschreibung passt in vollem Umfang, wenn etwa die militante Antirauchersekte Pro Rauchfrei auf ihrer Website ein Beschwerdeformular bereitstellt und selbst als Beschwerdeführer auftritt, während der Melder selbst nur als Zeuge benannt wird. Er trifft ebenso zu, wenn Personen aus dem Fernsehen, der Zeitung oder dem Internet von einer – wirklichen oder vermeintlichen – Übertretung des Rauchverbotsgesetzes erfahren und daraufhin Anzeige erstatten, obwohl gar nicht in ihrem Beisein geraucht wurde und die Gesetzesübertretung oft sogar hunderte von Kilometern entfernt von ihnen stattfand. Es ist ein beruhigendes Zeichen für eine im Kern noch nicht vollständig verrottete Gesellschaft, wenn solches Gebaren bei den meisten Leuten, die davon erfahren, Empörung oder zumindest Unbehagen auslöst. Beunruhigen muss es hingegen, dass die EU Denunziantentum und sogar Schauprozesse ausdrücklich befürwortet, jedenfalls wurde ein Papier aus der Feder der WHO, in dem die aktive Unterstützung von Denunziationen durch die Behörden als Mittel der Wahl empfohlen wird, von ihr unverändert übernommen.

In vielen Staaten stellen Beschwerden aus der Bevölkerung in der Tat das Hauptmittel zur Sicherstellung der Einhaltung des Gesetzes dar. Aus diesem Grund sollte die Gesetzgebung für eine rauchfreie Umwelt festlegen, dass die Öffentlichkeit Beschwerden einreichen darf, und sie sollte jede Person oder Nichtregierungsorganisation dazu ermächtigen, tätig zu werden, um die Befolgung der Maßnahmen zur Regelung der Belastung durch Tabakrauch zu erzwingen. Im Durchsetzungsprogramm sollte eine kostenlose Telefonhotline für Beschwerden oder ein ähnliches System vorgesehen werden, um die Öffentlichkeit zur Meldung von Verstößen zu ermutigen.

und

Sobald die aktive Durchsetzung beginnt, wird in vielen Staaten empfohlen, eine Aufsehen erregende Strafverfolgung zu betreiben, um die abschreckende Wirkung zu verstärken. Wenn festgestellt wird, dass sich bedeutende Personen bewusst über das Gesetz hinweggesetzt haben und diese in der Gesellschaft bekannt sind, können die Behörden ihre Entschlossenheit und die Ernsthaftigkeit des Gesetzes unter Beweis stellen, indem sie mit rigorosen und zügigen Maßnahmen reagieren und dabei die größtmögliche öffentliche Aufmerksamkeit erregen. Dies wird zu einer verstärkten freiwilligen Einhaltung des Gesetzes führen und die für die Überwachung und die Durchsetzung benötigten Mittel verringern.

Außerhalb Deutschlands nennt man recht unverblümt beim Namen, an welche Zeiten der deutschen Geschichte solche Praktiken erinnern. Das bedeutet allerdings nicht, daß dort nicht ebenfalls mit Einführung des Rauchverbots – egal ob ein totales oder eines mit Ausnahmeregelungen – die Stunde gekommen wäre, in der aus irgendwelchen Löchern Denunzianten zu kriechen beginnen.

  • Österreich: Der selbsternannte Rauchersheriff Dietmar Erlacher geht nicht nur selbst täglich auf Pirsch, um Rauchverbotsübertretungen aufzuspüren und zur Anzeige zu bringen, sondern bietet für die Feiglinge unter den Antirauchern einen ähnlichen Service wie in Deutschland Pro Rauchfrei.
  • Schweiz: Die Antiraucherorganisation „Pro Aere“ bietet nach einem Zeitungsbericht Musterschreiben für Anzeigen auf ihrer Website an.
  • Schweden: Eine traurige Entwicklung hat das einst als besonders liberal und weltoffen geltende Land hinter sich, das war zuletzt dem Fall Assange zu entnehmen. In welchem anderen Land der Welt wäre es denkbar, einen Mann mit internationalem Haftbefehl verfolgen zu lassen, nur weil einer Frau am Morgen nach einem von ihr selbst gewollten Schäferstündchen eingefallen ist, daß sie doch eigentlich den Sex nur mit Kondom haben wollte? Irgendwie ist es deshalb für mich auch keine sonderliche Überraschung, daß Schweden sich rühmen kann, das erste europäische Land zu sein, in dem Raucher nicht nur denunziert werden, sondern der Denunziant dafür sogar noch ein erkleckliches Kopfgeld geboten bekommt.
  • Spanien: Das spanische totale Rauchverbot, von dem die vorherige liberale und gut funktionierende „spanische Lösung“ abgelöst wurde, ist ebenfalls mit ausdrücklichen Denunziationsappellen des Gesundheitsministeriums nebst einer dafür nutzbaren Website versehen worden. Das scheint bei den Spaniern aber eher Widerstand als Blockwartsgelüste auszulösen. Francos Zeiten sind nun einmal noch nicht so lange her wie die von Hitler.

Ich spare es mir, nach den üblichen Denunziations-Praktiken in anderen europäischen Ländern zu suchen, denn es ist zu erwarten, daß fast überall das Denunziantentum fröhliche Urständ feiert. Aber es gibt mindestens einen europäischen Lichtblick: Griechenland, wo das Rauchverbot von der Gastronomie kurzerhand boykottiert wird. Und siehe da: Die Wirte scheinen die griechische Regierung in die Knie gezwungen zu haben, denn eine Gesetzesänderung scheint geplant zu sein. Über die Art der Änderungen kursieren derzeit die wildesten Gerüchte; was tatsächlich geschehen wird, bleibt wohl abzuwarten. Aber ein gutes Pflaster für Denunzianten dürfte die Wiege der Demokratie derzeit nicht sein.

Januar 11, 2011 / der Red.

Die Ruhe vor dem Pleitensturm

Manch einer bildet sich tatsächlich ein, dass in Bayern kein Kneipensterben zu erwarten sei. „Der erwartete Super-Gau blieb aus“,  jubelt man etwa, nachdem in Regensburg – angeblich – bis Anfang Dezember, also binnen vier Monaten, noch keine einzige Kneipenschließung erfolgt sei. Das ist freilich ungefähr so zielführend, als würde man am Morgen nach einer Liebesnacht konstatieren, es sei ja erfreulicherweise folgenlos geblieben, daß man das Kondom nicht übergezogen hat – nur weil die Freundin in der Zwischenzeit noch kein Kind zur Welt gebracht hat. Denn ein bestehender Pachtvertrag kann ja nicht einfach wegen des Rauchverbots von jetzt auf gleich gekündigt werden, und genausowenig, wenn ein Lokal deswegen nicht mehr kostendeckend geführt werden kann. Der Vertrag muß trotzdem erfüllt werden. Das Rauchverbot ist kein Mangel an der Mietsache, das musste bereits ein Wirt in einem anderen Bundesland erfahren, der mit dieser Begründung seinen Vertrag vorzeitig zu beenden versuchte.

Aufgeben können also nur diejenigen, deren Verträge gerade auslaufen oder die aus ihren Verträgen aussteigen können. Und aufgeben müssen zusätzlich diejenigen, bei denen es schon vorher wackelig gewesen ist oder die nicht über Rücklagen verfügten, um einen Einbruch auffangen zu können – in der Regel mit hohen Schulden. Der große Rest wurstelt sich durch, obwohl die Umsatzeinbrüche erheblich sein sollen. Manche bis zum Vertragsende, andere hoffen auf die warme Jahreszeit, um Mindereinnahmen ausgleichen zu können, und wieder andere hoffen, daß die Politik doch noch Einsehen zeigen wird – oder dazu gebracht werden kann, Einsicht zu erlangen.

Ich nutze die Gelegenheit gerne, auch noch einmal ausdrücklich auf die beiden geplanten Demonstrationen gegen das Rauchverbot hinzuweisen:

  • Nürnberg: Samstag, 15. Januar · 16:00 – 19:00, Treffpunkt ist um 16.00 an der Lorenzkirche in Nürnberg
  • München: Montag, 24. Januar · 18:00 – 21:00, Münchner Freiheit

Den Organisatoren von hier aus gutes Gelingen und möglichst viele Teilnehmer! Noch ist es nämlich möglich, in Bayern ein größeres Kneipensterben abzuwenden. Denn die Auswertung statistischer Daten anderer Länder (GB und Irland), die zu unterschiedlichen Zeitpunkten zwischen März 2004 und Juli 2007 ein totales Rauchverbot in der Gastronomie einführten, zeigt, daß das eigentliche Kneipensterben überall im zweiten Rauchverbotsjahr einsetzte – aber dann ganz massiv.

Die Auswirkungen in Irland können dabei bereits über den längsten Zeitraum beobachtet werden.  2004 gab es dort 9964 Pubs (siehe oben verlinkte Quelle). 2010 waren davon noch 7616 übriggeblieben. Mehr als ein Fünftel aller Lokale hat im Lauf von sechs Jahren geschlossen, und es zeichnet sich ab, dass die Sache nach wie vor noch längst nicht ausgestanden ist. Und das, obwohl deutsche Irland-Urlauber während der vollen sechs Jahre immer heilige Eide schworen, das Rauchverbot sei bei ihrem Besuch in dem tollen, urigen Pub in Dublin, wo sie gewesen waren (höchstwahrscheinlich ein Touristenlokal) überhaupt kein Problem gewesen. Aber in die Pubs, die das Rauchverbot als Erstes traf, nämlich diejenigen in ländlichen Regionen, deren Gäste aus der Nachbarschaft kamen, verschlägt es Touristen wohl doch nicht ganz so oft.

Da staunt man natürlich, wenn eine Zeitschrift, noch dazu eine, deren gastronomischer Fachverstand, gelinde gesagt, unter Durchschnitt liegt, einem folgenden Bären aufzubinden versucht: Die befürchteten negativen Effekte auf die Gastronomie seien, behauptete die Ärzte-Zeitung frohlockend,  nirgendwo auf der Welt eingetreten und die Warnungen hätten sich „als das entpuppt, was sie waren: Phrasen von Lobbyverbänden“. Anlaß für diese triumphierenden Worte war eine Studie norwegischer Gesundheitsökonomen. „In der wissenschaftlichen Literatur gebe es keine einzige Studie, die einen ökonomischen Einfluss von Rauchverboten auf die Gastronomie zeige“, zitiert die Ärzte-Zeitung mit sichtlichem Behagen. Rauchverbot-Bayern-Blog begab sich auf die Suche nach dieser norwegischen Arbeit. Und wurde fündig.

Die Entwarnung der Ärzte-Zeitung ist, gelinde gesagt, voreilig . Die von den Norwegern ausgewertete „wissenschaftliche Literatur“ war erstens nämlich mit sage und schreibe 19 Quellen, von denen auch nur der kleinere Teil die wirtschaftlichen Auswirkungen des Rauchverbots beschrieb, augesprochen spärlich und umfaßte zweitens nur Quellen aus sehr wenigen Ländern, darunter kein einziges aus Europa (mehrere Berichte über Kalifornien, einmal Kanada, einmal Australien). Das verwundert doch ein wenig, denn wir schreiben inzwischen das Jahr 2010. Seit 2004 haben fast alle europäischen Länder partielle und etliche unter ihnen das totale Rauchverbot eingeführt: Irland, Italien, Großbritannien, Frankreich. Darunter sind Irland (2004)  und Italien (2005) neben Norwegen die Länder, in denen der Zeitraum der Einführung des Rauchverbots ausgezeichnet für einen Vergleich geeignet gewesen wäre.

Bloß, es gibt aus keinem dieser Länder eine Studie, die sich mit den Auswirkungen auf die Gastronomie befaßt. Ist doch wirklich komisch, daß die Wissenschaft an genau diesem Teilbereich so gar kein Interesse zu haben scheint, oder? Oder sollten da etwa alle Studien mit unerwünschten Ergebnissen sofort in der Schublade verschwunden sein? Jedenfalls, auch wenn die Ärzte-Zeitung das gerne anders hätte: Die Welt besteht keineswegs nur aus Kalifornien, Australien und Kanada, auch dann nicht, falls die dortigen Erfolgsmeldungen stimmen sollten, was an dieser Stelle nicht nachgeprüft werden kann. Und auch wenn die Tabakkontrolle sich hüten wird, eine Studie zur irischen und britischen Kneipen-Misere vorzulegen: die amtlichen statistischen Daten liegen vor, und man kann sich aus ihnen leicht auch ohne Hilfestellung der Ärzte-Zeitung ein Bild machen.

Norwegens neue Tabakgewohnheiten wurden den rauchfreien Kneipen angepaßt.

In diesem Fall: Herzlichen Glückwunsch, Norwegen, als das anscheinend erste und einzige europäische Land, in dem hinreichend plausibel gemacht werden konnte, daß jedenfalls dort die Umsatzeinbrüche vergleichsweise bescheiden ausgefallen sind. Ob das aber auch bedeutet, daß in dem skandinavischen Land keine Kneipen am Rauchverbot eingegangen sind, ist von hier aus dann doch nicht zu sagen, denn mangels Norwegischkenntnissen war ich leider nicht in der Lage, die Zahl der gastronomischen Betriebe vor und nach dem Rauchverbot herauszufinden.  Auch in Irland, das genauso wie Norwegen zur Zeit der Rauchverbotseinführung einen Wirtschaftsboom erlebte und dessen Bevölkerung kräftig durch Zuwanderung wuchs, erfolgte das Kneipensterben nämlich parallel zu einer scheinbaren Normalisierung der Umsätze der gesamten Branche zwei Jahre nach dem ersten Einbruch, die freilich hinter den Umsatzzuwächsen anderer Branchen sehr, sehr weit zurückblieb. Für die in die Pleite getriebenen Wirte war es allerdings kaum ein Trost, daß die Umsätze der Gesamtbranche sich vorübergehend besserten.

Oder ob es vielleicht auch daran liegt, daß auch die Skandinavier ein Schlupfloch in die Rauchverbotsregelung eingebaut haben? Das jedenfalls behauptet Wikipedia, wo erwähnt wird, dass bei Veranstaltungen (Dichterlesungen, Vernissagen) das Rauchverbot keine Gültigkeit habe – was eigentlich bedeuten müsste, dass auch für Privatfeiern dasselbe gilt. Es könnte sich damit um eine ähnlich Regelung handeln wie die Geschlossenen Gesellschaften in Bayern – aber damit befinde ich mich nun endgültig im Reich der Spekulation. Nachhilfe aus den Reihen der Leser ist willkommen: Wer weiß Näheres über die norwegische Regelung? Sachdienliche Hinweise  bitte an Rauchverbot-Bayern-Blog.

In Norwegen wird wieder mehr geraucht.

Was die Autoren der Studie außerdem verschweigen, ist eine verblüffende Entwicklung bei den Tabakkonsumgewohnheiten, die parallel zum Untersuchungszeitraum (der bis Sommer 2007 reichte) erfolgte. Schnupftabak, bis dahin eine kaum noch verbreitete Altmännergewohnheit, kam urplötzlich zu ganz neuer Popularität – und zwar vor allem unter jungen Leuten, denen man sicher auch in Norwegen besondere Ausgehfreudigkeit unterstellen kann. In der Zwischenzeit ist eine Entwicklung, die in anderen Ländern mit strengen Rauchverboten ebenfalls zu beobachten war, nun auch bei den Skandinaviern angekommen: Die Zahl der Raucher, die dort seit Ende der neunziger Jahre kontinuierlich gesunken war und mit Einführung des Rauchverbots besonders kräftig sank (siehe Grafik), stieg im Jahr 2009 auf einmal wieder an. Gleichzeitig ist Schnupftabak aber weiterhin gerade bei jungen Leuten extrem populär geblieben – Raucher und Schnupfer zusammengenommen umfassen deutlich mehr als die Hälfte der männlichen Bevölkerung unter 45 Jahren. Ein Zusammenhang mit dem Rauchverbot kann von hier aus nicht bewiesen werden. Ihn zu vermuten, ist allerdings kaum besonders weit hergeholt. Die Norweger wissen sich also offenbar zu helfen, was die Kombination von Tabakwaren und Kneipen betrifft. Der bayerischen Gastronomie wäre es sicherlich nicht unrecht, sollte die hiesige Jugend den Norwegern nacheifern, allerdings ist das eher nicht zu erwarten. Denn der Schnupftabak hat auch sonst nirgends in Europa eine solche erstaunliche Sonderrolle beim Rauchverbot gespielt wie in Skandinavien.

Schnupftabak war im Jahr 2009 unter jungen Norwegern populärer denn je.

Der nordisch-relaxte Umgang mit dem Reizthema Tabak paßt allerdings der WHO überhaupt nicht in den Kram. Obwohl Norwegen viel Eifer bei der Einführung des Rauchverbots in der Gastronomie gezeigt hatte und das zweite Land Europas war, das das Rauchen in der Gastronomie verbot, und obwohl seine Tabakwaren zu den teuersten der Welt zählen und sogar seit 2010 nur noch unter der Ladentheke verkauft werden dürfen, werden die Bemühungen des Landes von der Weltgesundheitsorganisation immer noch als unzureichend kritisiert.  Norwegen, fordert die WHO, solle nun gefälligst auch das Rauchen in Privatwohnungen und sogar in privaten Gärten verbieten.

Die Norweger, auch die norwegischen Ärzte und das Gesundheitsministerium, reagierten mit verwundertem Kopfschütteln und sichtlich unangenehm berührter Reserviertheit. In Skandinavien schätzt man das Eindringen in die Privatsphäre nämlich ganz und gar nicht. Rauchverbot-Bayern-Blog aber wurde jetzt hellhörig: Haben wir nicht gerade in den letzten Wochen ein Flut von angeblich wissenschaftlichen „Studien“ erlebt, in denen samt und sonders behauptet wurde, das Rauchen der Eltern in der eigenen Wohnung sei für deren Kinder ganz entsetzlich gesundheitsgefährdend? Klopft bei uns in Deutschland womöglich demnächst Vater Staat an unsere Wohnungstüren und verlangt bei Strafandrohung, wir sollen nun auch daheim das Rauchen einstellen?

Diese sogenannten Studien sind, näher betrachtet, mit Wissenschaft ähnlich nahe verwandt wie die zweifelhafte „Wissenschaft“ der Astrologie ihrer höchst ehrenwerten Schwester Astronomie, aber man ist ja im Lauf der Menschheitsgeschichte schon mit noch dümmeren Vorwänden aufs Pferd gestiegen, um mit wehenden Fahnen in den heiligen Krieg zu ziehen. Über viele der in dem Artikel zitierten vermeintlich wissenschaftlichen Arbeiten könnte man eigentlich nur lachen, wenn nicht jedes Mal die Frage aufkäme, wozu eigentlich so abwegige Untersuchungen durchgeführt werden wie die nach der Frage, ob rauchende Mütter kriminelle Kinder haben, und warum sie so dringend glauben, ungünstige Ergebenisse für die rauchenden Mütter herausbekommen zu müssen, daß man Zusammenhänge herstellt, über die jeder ernstzunehmende Wissenschaftler eigentlich nur den Kopf schütteln kann. Trotzdem aber werden solche obskuren Machwerke in angesehenen Fachzeitschriften abgedruckt, und die Medien greifen sie auf. Was anderes sollte damit bezweckt werden, als sie in politische Forderungen umzumünzen?

Gerade Norwegen sollte uns dabei vor allem als warnendes Beispiel dienen: Die WHO ist ums Verrecken nicht zufriedenzustellen. Da kann sich ein Land auf den Kopf stellen und brav und folgsam alles machen, was es nach Meinung der „Experten“ tun soll; das einzige was dann passiert, wenn alles wunschgemäß umgesetzt wurde, sind neue Vorwürfe, weil das alles ja noch längst nicht genug sei, verknüpft mit Forderungen nach neuen, noch weitergehenden Verboten. Wie lange mag es noch dauern, bis bei der norwegischen Regierung endlich der Groschen fällt und sie begreift, was für ein übles Spiel mit ihr getrieben wird? Es ist den Norwegern zu wünschen, daß es bald geschieht, noch bevor sich im hohen Norden die Politiker an den Gedanken gewöhnt haben, den Respekt vor der Privatsphäre ihrer Bürger so vollständig abzulegen, wie sich das die WHO wünscht.

Noch viel mehr ist aber zu hoffen, daß die Bayerische Staatsregierung noch ein bißchen fixer im Begreifen als Norwegen ist – und wenn das nicht von alleine geschieht und auch die göttlichen Weisungen, so wie immer, irgendwie nicht bei ihr ankommen, dann müssen wir es ihr begreiflich machen. Der Eingriff in die Privatsphäre hat in das der geschäftlichen Entscheidungen der Gastronomie begonnen – und wenn wir das akzeptieren, werden sie über kurz oder lang auch vor unserer Wohnungstür stehen und uns dort unsere Entscheidungen abnehmen wollen.

Januar 2, 2011 / der Red.

Rauchverbot-Bayern-Blog dankt seinen Lesern!

Die WordPress-Auswertung meiner Blogstatistik, die mir heute per E-Mail zugegangen ist (siehe unten), macht mich schon ein kleines bißchen stolz. 32.000 Klicks in fünf Monaten! Für den Anfang gar nicht so übel, zumal ich mich aus Zeitgründen nur als „Teilzeit-Blogger“ betätigen kann und manchmal nicht einmal das von mir angepeilte Minimum von mindestens einem Beitrag pro Woche zustande bringe.

The stats helper monkeys at WordPress.com mulled over how this blog did in 2010, and here’s a high level summary of its overall blog health:

Healthy blog!

The Blog-Health-o-Meter™ reads Wow.

Crunchy numbers

Featured image

About 3 million people visit the Taj Mahal every year. This blog was viewed about 32,000 times in 2010. If it were the Taj Mahal, it would take about 4 days for that many people to see it.

In 2010, there were 36 new posts, not bad for the first year! There were 45 pictures uploaded, taking up a total of 7mb. That’s about 4 pictures per month.

The busiest day of the year was October 12th with 2,348 views. The most popular post that day was Das Schweigen der Kälber.

Where did they come from?

The top referring sites in 2010 were facebook.com, forum.netzwerk-rauchen.de, bayern-sagt-nein.de, rauchernews.de, and fairness-fuer-raucher.de.

Some visitors came searching, mostly for paragraph, sebastian frankenberger, rauchverbot bayern, rauchverbot bayern blog, and az rauchen bayern.

Attractions in 2010

These are the posts and pages that got the most views in 2010.

1

Das Schweigen der KälberOctober 2010
14 comments

2

Bayerischer Kneipenfriedhof – die Karte zum Kneipensterben nach dem RauchverbotSeptember 2010
42 comments

3

… und dann is‘ hoffentlich a Ruh!November 2010
6 comments and 2 Likes on WordPress.com

4

Rauchen erlaubt im Wintergarten?November 2010
4 comments

5

Enteignet im Namen des VolkesOctober 2010
3 comments

Für das neue Jahr hat sich Rauchverbot-Bayern-Blog einiges vorgenommen. Neben der Entwicklung in Bayern werde ich häufiger als bislang einen Blick über den Gartenzaun riskieren und auch über internationale Themen berichten. Besonders in Großbritannien und Irland wird das angebrochene Jahr sicherlich sehr spannend. In beiden Ländern wurde in den letzten Jahren besonders viel Steuergeld in die Tabakkontrolle gepumpt, und beide können sich das nun nicht mehr leisten. Das wird im Jahr 2011 allmählich erste Auswirkungen zeigen. Schon jetzt werden in GB die ersten Antiraucher-Programme gestoppt, mit denen der Druck auf die Raucher weiter erhöht werden sollte. Es ist davon auszugehen, daß die Antiraucherorganisationen insgesamt über sehr viel weniger Geld verfügen werden. Weniger Geld bedeutet: weniger Angestellte, deren berufliche Existenz von einem fortschreitenden Kampf gegen das Rauchen abhängt, weniger Mediengetrommel für die Interessen der Antirauchermafia und mehr Chancen, daß der Blickwinkel der anderen Gehör finden wird. Auch die Entwicklung in Spanien, wo heute das totale Rauchverbot in Kraft getreten ist, und in Griechenland, wo ein solches seit Monaten von der Gastronomie einfach boykottiert wird, verdient Beachtung.  Und natürlich ganz besonders die Entwicklung auf EU-Ebene, deren Pläne von Werbeverboten über Zigaretten als „Bückware“ bis hin zu Schauprozessen gegen prominente Rauchverbotssünder reichen.

Aber natürlich liegt das Hauptaugenmerk weiter auf der Entwicklung in Bayern, wo spätestens mit dem Wintereinbruch die Schwierigkeiten für die Gastronomie erst so richtig losgegangen sind, weil der Spaßfaktor beim Ausgehen für die meisten Raucher mit der Außentemperatur steigt und sinkt. Das Bündnis für Freiheit und Toleranz hat auf seiner Facebook-Seite schon angekündigt, was für Aktivitäten im laufenden Jahr geplant sind:

Flyer über BFT-Ziele und „wie man mitmachen kann“ kommt in Kürze; 5 Regional-Treffen mit neuen Helfern werden anberaumt; eigene Medien sind in Arbeit; nächste Politikergespräche im Januar anberaumt;  Klartext-Gespräch mit BHG/DEHOGA-Bayern steht an;eigene Studie in Vorbereitung samt Veröffentlichung; Super-Event im Frühjahr steht zu 60%….Auf geht´s Leute! BFT 2011: Klartext und nicht leise!

Rauchverbot-Bayern-Blog wird all dies beobachten und darüber berichten und freut sich, daß die Zahl der Leser, die es mitverfolgen und daran Anteil nehmen, so groß geworden ist und sicherlich noch weiter wachsen wird. Auf ein erfolgreiches Jahr 2011 im Kampf gegen Verbotswahn und Unsinnsgesetze!